Jour fixe mit Christopher Drexler

Jour Fixe am 20. September 2006 im Foyer von Radio Helsinki Graz. Visionen zur steirischen Kulturpolitik. Christopher Drexler, Klubobmann und Kultursprecher der steirischen ÖVP, 20. September 2006, 18 Uhr, Radio Helsinki, Griesgasse 8, 8020 Graz.

Jour Fixe am 20. September 2006 im Foyer von Radio Helsinki Graz

Visionen zur steirischen Kulturpolitik
Christopher Drexler, Klubobmann und Kultursprecher der steirischen ÖVP
20. September 2006, 18 Uhr, Radio Helsinki, Griesgasse 8, 8020 Graz

Live-Übertragung auf Radio Helsinki, 18:00 - 20:00 Uhr

Einleitung und Vorstellung von Herrn Mag. Drexler seitens des Obmanns der IG Kultur Steiermark, Michael Petrowitsch.

M. Petrowitsch: Nun gibt es die derzeitige Konstellation im Land seit beinahe einem Jahr. Sind Sie mit der Kulturpolitik von Herrn Dr. Flecker zufrieden oder gibt es ihrer Meinung nach Sofortmaßnahmen, die durchgeführt werden müssen?

C. Drexler: Seit einem Jahr gibt es nun die Mehrheit der SPÖ und ein rotes Kulturressort. Ein rotes Kulturressort ist ja nicht neu. Auch Schachner-Blazizek war seinerzeit Kulturreferent. Ich finde Herrn Flecker besser als Herrn Schachner-Blazizek, und spreche Landeshauptmannstellvertreter Flecker damit gleich ein kleines Lob aus. Am Anfang versuchte Flecker Wirbel zu machen, wie ich ihm auch gestern im Landtag gesagt habe. Das hat sich gelegt und es herrscht eine gute Diskussionsbasis mit ihm. Landeshauptmannstellvertreter Flecker muss man plus minus ein gutes Zeugnis ausstellen.

M. Petrowitsch: Gibt es nun eine schwarz-rote Einigkeit in Sachen Kulturpolitik oder werden weiterhin lebendige Debatten herrschen? Welche Dinge bedürfen einer Qualitätsoffensive?

C. Drexler: Es wird sicherlich keine Fadesse einkehren, sondern es wird weiterhin lebendige Debatten zwischen ÖVP und SPÖ in Bezug auf die Kulturpolitik geben. Aber es ist so, dass Konfliktlinien nicht immer entlang von Parteigrenzen verlaufen. In Sachen Landesausstellung komme ich mit Flecker eher auf eine Lösung als innerhalb der ÖVP.

M. Petrowitsch: Gibt es 2007 eine Landesaustellung?

C. Drexler: Nein, 2007 gibt es keine Landesausstellung. Diese Zeit soll genutzt werden, um ein neues Nachfolgemodell für die Landesausstellung zu entwickeln. Das alte Modell ist seit vielen Jahren ausgelutscht und hat sich erledigt. Ich habe mir die Ausstellung in Bruck nicht angeschaut, und dürfte eigentlich nichts sagen, aber der Besucher hat sich eine Meinung gebildet. Das Konzept, in einer mittelgroßen Gemeinde zu einem mühsam zusammengezimmerten Thema Objekte aneinanderzureihen, ist erledigt. Vielleicht waren Landesausstellungen einmal spannend. Die Hexenausstellung hatte zumindest viele Besucher.

M. Petrowitsch: Gibt es neue Konzepte für ein Nachfolgeprojekt? Wie soll ein solches organisiert werden: mit Hilfe eines Intendantenprinzips, eines Beirats, der KSG?

C. Drexler: Ich habe keine fixe Vorstellung, wie die Organisation ausschauen soll. Flecker hat einmal gesagt, es solle wie eine „Veranstaltungsansammlung“ sein. Ich stelle mir ein regionales Programm vor, das eher alle zwei Jahre stattfinden soll. Ich erwarte mir zu diesem Thema einen Vorschlag von Flecker, der dann die Diskussionsgrundlage bilden soll.


Michael Petrowitsch, Christopher Drexler
Michael Petrowitsch, Christopher Drexler

 

M. Petrowitsch: Wie ist ihr Kulturbegriff? Wie lässt sich die Steiermark geopolitisch einordnen? Braucht es mehr Marketing oder mehr bildungspoliltische Maßnahem, mehr Geld oder mehr Bewusstsein?

C. Drexler: Ich halte den bildungspolitischen Ansatz für interessant. Mehr Geld zu fordern, ist an sich weniger interessant. Mehr Geld will jeder. Die Idee, dass sich die Steiermark mittels einer Resolution positioniert, wie sie die IG Steiermark fordert, halte ich für sehr gut. Ein Grundsatzstrategiepapier, das die kulturpolitische Ausrichtung für die nächsten zehn bis 15 Jahre festlegt, ist sinnvoll. Die Steiermark sollte sich auch im internationalen Kontext positionieren und Visionen formulieren.

M. Petrowitsch: Kultur braucht ein Konzept. Der Großteil des Geldes wird für andere Dinge ausgegeben, wie Stadtentwicklung oder Soziales. Der Stadt Graz fehlt es nach 2003 an Visisonen. Ebenso fehlt es der Steiermark an klaren Positionen. Was haben Sie für Ideen dazu?

C. Drexler: Die Stadt Graz ist nach dem berühmten Jahr 2003 erschöpft. Es hat keine Nachhaltigkeit gegeben, vor allem nicht, was die Stimmung betrifft. Das gilt auch für die Steiermark. Auch in der Landespolitik gibt es keine Visionen: Ein halbes Jahr wird über Herberstein diskutiert, ein halbes Jahr über die ESTAG und zwischendurch findet etwas statt. Ich kritisiere, dass es in der ÖVP keinen programmatischen Prozess seit langer Zeit gibt. Das letzte war das Projekt „Aktion Vision“ mit Hirschmann. Ich füge aber hinzu, dass andere Parteien noch weniger Programm haben.

M. Petrowitsch: Was soll nun in der Zukunft passieren?

C. Drexler: Die Steiermark muss ein wettbewerbsfähiges und damit lebenswertes Land bleiben. Ich wünsche mir, dass alle Parteien sich über die Zukunft Gedanken machen sollen, und über die unterschiedlichen Ideen sollte dann diskutiert werden. Ich wünsche mir, dass die Steiermark in Bezug auf demokratiepolitische Entwicklungen Pioniercharakter haben soll, und als Land Dinge ausprobieren sollte.

Frage aus dem Publikum: Gibt es ein konkretes Kulturprojekt, das Ihnen persönlich am Herzen liegt und, das Sie gerne durchsetzen würden? Oder eines, das es schon gibt?

C. Drexler: Das ist nur eine Kleinigkeit, aber ich würde mehr Filme in Originalversion anbieten.

Kommentar aus dem Publikum: Mir fehlt der Kontakt mit den Nachbarn, z. B. mit Slowenien oder Ungarn. Es gibt zwar kleine Projekte, aber nichts im größeren Stil. Man könnte auch Vorreiter sein, indem man mit den Nachbarn stärker kooperiert und sich hier international positionieren.

Frage aus dem Publikum: Wie stehen Sie zu einer Universität der Bildenden Künste?

C. Drexler: Das Land alleine schafft es nicht, eine Universität zu finanzieren. Dieses Ansinnen ist auf jeden Fall zu unterstützen, denn jede zusätzliche Universität macht die Steiermark interessanter. Ich bin auf jeden Fall dafür und es gibt ein gemeinsames Auftreten zu diesem Thema.

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