Kunst und Kultur im neuen Vorarlberger Regierungsprogramm

<p style="margin:0cm 0cm 0.0001pt"><span style="font-size:medium"><span style="font-family:Calibri, sans-serif"><span style="caret-color:#000000"><span style="color:#000000"><span style="font-size:11pt">Bekannte und neue Wege geht die Vorarlberger Landesregierung nach der Wahl im Oktober 2019. Freilich nicht im Alleingang: die Volkspartei koaliert neuerlich mit den Grünen und das spiegelt sich im <a

Bekannte und neue Wege geht die Vorarlberger Landesregierung nach der Wahl im Oktober 2019. Freilich nicht im Alleingang: die Volkspartei koaliert neuerlich mit den Grünen und das spiegelt sich im Arbeitsprogramm 2019 - 2024 besonders im Thema Umwelt und Klima.
Vorarlberg chancenreich und nachhaltig gestalten lautet die Grundsatzerklärung, mit der Vorarlberg zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder gemacht werden soll. Diesem sind mit dem Thema Schule und Bildung auch die ersten Kapitel des Regierungsprogramms gewidmet.

 

Das Dialogische steht im Fokus des Arbeitsprogramms - die Regierungsparteien sprechen offen von den Herausforderungen, welche Klimaveränderungen mit sich bringen und die in Vereinbarkeit mit wirtschaftlichen Interessen gebracht werden müssen. Wörtlich heißt es unter anderem im Vorwort: „(…) In einem konstruktiven Dialog zwischen Wirtschaft und Umwelt wollen wir die gemeinsamen Chancen nutzen und die unterschiedlichen Standpunkte in einer neuen Kultur des Umgangs mit Nutzungskonflikten zusammenführen. (…)“

Auf Kunst und Kultur wird im Kapitel 6 unter dem Titel „Wir setzen auf Zusammenhalt“ eingegangen. Wir haben die genannten Punkte mit dem Arbeitsprogramm der letzten Legislaturperiode verglichen und mit Dr. Juliane Alton Rücksprache gehalten, die lange Jahre Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg war und in ihrer politischen Funktion bei den Grünen am Programm mitwirkte.

Eine verstärkte Teilhabe am Kunst- und Kulturprogramm und die Inklusion eines sogenannten „Nicht-Publikums“ gehören zum erklärten Ziel der Vorarlberger Landesregierung, die diesem Phänomen mit verstärkter Kulturvermittlung und einer intensiven Zusammenarbeit von Kultur- und Bildungseinrichtungen begegnen wird. Zu erfolgreichen Projekten entsprechend dieser Agenda zählt das Förderinstrument „double check“, das weiter geführt werden soll, wie es am Schluss des Kapitels heißt.
Im Zusammenhang mit Inklusion ist auch von Kulturforschung die Rede und das ist neu. Laut Juliane Alton soll Kulturforschung, etwa im Rahmen einer Studie, beleuchten, aus welchen Gründen ca. 50% der Bevölkerung auf die Teilhabe öffentlich geförderter Kulturangebote verzichten. Damit soll vermieden werden, dass Kulturförderung zu einer Reichenförderung werde, informiert sie.

Ebenfalls neu ist das Bekenntnis unter Vielfalt absichern, in dem festgestellt wird, dass Vorarlbergs Kunst- und Kulturschaffende unter prekären Einkommensverhältnissen tätig sind und dass gute Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um diese zu verbessern. Wie das aussehen könnte, bleibt im Folgenden ungenannt, und auch von einer Valorisierung der Fördermittel – seit Jahren von der IG Kultur Vorarlberg gefordert - ist nicht die Rede. Dennoch kann das Zugeständnis an eine prekär arbeitende Kunst- und Kulturszene in Vorarlberg positiv gewertet werden und als Interessensvertretung verstehen wir dies durchaus als Einladung, unseren bisherigen kulturpolitischen Diskurs von einer stabileren Plattform aus aufzubauen.

Im Zuge dessen ist auch der Punkt Budgetrelation interessant, in dem sich die Landesregierung ausdrücklich zu den landeseigenen, landesnahen und freien Kultureinrichtungen bekennt und das Wachstum des einen Segments in Relation zum anderen betrachten wird. Damit Relationen hergestellt werden können, werden wir Kunst- und Kulturschaffende weiterhin aktiv darin unterstützen, ihre Arbeitszeiten anzugeben, zu dokumentieren und in Ansuchen mit einem Fair Pay-Honorar oder -Gehalt zu beziffern.

Mehr Details hingegen sind im Kooperationsfeld Kultur und Tourismus zu finden, dem ein im Vergleich zu den Rahmenbedingungen Kulturschaffender sehr präziser Maßnahmenkatalog zugeordnet ist und einen Eindruck von einer aktiven Zusammenarbeit zwischen Kulturabteilung und Vorarlberg Tourismus GmbH gibt. U.a. sollen ein Update der Kulturtourismusstrategie, ein Tourismus-Magazin mit Kulturschwerpunkt und ein Heimatwerk Neu erstellt und umgesetzt werden.

Der Vorarlberger Kulturpreis wird fortgesetzt, ebenso das Schulprojekt FREIE FAHRT, das kostenlose Fahrten im Vorarlberger Verkehrsverbund zu Kultureinrichtungen gewährt. Aus welchem Grund Kindergärten und Auszubildende nicht in diesem Angebot involviert zu sein scheinen, werden wir hinterfragen.

Im Museumsbereich gibt es auf mehreren Ebenen Förderschwerpunkte. vorarlberg museum sowie Kunsthaus Bregenz erhalten u.a. Zuwendungen für die Depots, während die Leistungen des peripher gelegenen Frauenmuseums anerkannt und besser finanziert werden sollen. Auch die Überlegungen zu einem Industriemuseum sollen intensiviert werden.

Jungen Kunst- und Kulturschaffenden wird über zeitlich begrenzte und unbürokratische Startförderungen und Stipendien die Möglichkeit der Professionalisierung gegeben und erstmals ist von sogenannten Calls zu bestimmten Themenbereichen die Rede.
Die Erweiterung attraktiver Konzepte schließt auch einen Schwerpunkt für Seniorinnen und Senioren ein. Als Impulse sollen Erinnerungstheater, Geschichtsprojekte und vielfältige Formen der Gedenkkultur dienen.

 

Unser Fazit:
Insgesamt sehen wir einige unserer Forderungen für das Kunst- und Kulturschaffen, die wir den Parteien vor den Wahlen zukommen ließen, im Arbeitsprogramm abgebildet, auch wenn sich eine Weitsicht des Potentials von Kunst und Kultur inmitten eines klimatischen, gesellschaftlichen und digitalen Wandels noch vermissen lässt. Vor allem, wenn von Herausforderungen im Dialog und eben jener neuen Kultur des Umgangs mit Nutzungskonflikten - wie eingangs erwähnt - die Rede ist, können künstlerische Zugänge und reflektierendes Kulturschaffen so hilf- wie visionsreich sein. Dass Kunst und Kultur unabhängig, frei und vielfältig sind macht sie nicht nur für Bereiche wie Innovation und Wandel zu wertvollen, weil äußerst beweglichen Partnern. Die Transkulturalität als zeitgemäßen Kulturbegriff ins politische Bewusstsein zu bringen wird jedenfalls eines unserer Arbeitsprogramme bis 2024 sein.

 

Link zum Arbeitsprogramm auf der Presseseite der Vorarlberger Landesregierung hier.
Das Arbeitsprogramm der Jahre 2014-2019 siehe unten.