Konzept

Die Kultur der Roma ist europäische Kultur. Das Projekt setzt sich zum Ziel, Beitrag einer Kulturpolitik zu sein, die zur Vermittlung des europäischen kulturellen Erbes beiträgt während sie gleichzeitig eine adäquate Vermittlung von Roma Kultur als genuinem Teil dieses kulturellen Erbes kommuniziert und darstellt. Romani Lives adressiert hierbei alle drei Ziele des Kulturprogramms: Das Projekt unterstützt grenzüberschreitende Mobilität von Menschen aus dem Kultursektor, unterstützt grenzüberschreitende Verbreitung kultureller und künstlerischer Werke und fördert interkulturellen Dialog.

Konkret erfolgt dies über die Ausstellung, die durch alle Partnerstädte wandert und den Kern des Projektes darstellt. Der übergreifende Part der Ausstellung Romani Lives, kuratiert von Joaquín López Bustamante und Joan Oleaque, versucht ein zeitgemäßes Bild der Roma Community darzustellen. Den lokalen, eigens für die Ausstellung in Wien erstellten Beitrag bildet To One’s Name, kuratiert von Suzana Milevska. Dieser Teil nähert sich der Thematik aus aktivistisch-künstlerischer Perspektive. Dabei beziehen Marika Schmiedt, Sasa Barbul und Alfred Ullrich Stellung zu aktuellen Kontroversen.

 

Die Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung:

 

Im Rahmen der Ausstellung gibt es kulturellen Rahmenaktivitäten und das begleitende Bildungsprogramm. Das kulturelle Rahmenprogramm bildet die Roma Night im Ost-Klub, die am 5. Juli stattfindet. Es handelt sich um einen Konzertabend mit Harri Stojka und Band und Marjan Kristic & Serbian Allstars und eine After-Show Party im Anschluss an die Ausstellungseröffnung. Seminare und Workshops gehören zum begleitenden Bildungsprogramm des Projektes. In einem Seminar am 4. Juli wird die Rolle der Frau in der Roma Community diskutiert. KünstlerInnenworkshops mit Suzana Milevska beschäftigen sich am 3. und 4. Mai mit der künstlerischen Produktion, wobei der Output in die Ausstellung einfließen wird. Außerdem wird am 4. Juli mit Eduard Freudmann und Pedro Aguilera Cortes der Frage nach der Möglichkeit künstlerischer Intervention im öffentlichen Raum im Kontext von ‚Renaming’ nachgegangen. In Workshops für Kinder und Jugendliche werden mit Gerhard Brandstötter und Stanko Marinkovic in der Klangwerkstatt am 6. und 7. Juli einfache Instrumente gebaut und gemeinsam musiziert.  Der Rolling Printshop von Reinhard Herrmann und Alfred Ullrich am 5., 6. und 7. August beschäftigt sich mit Tiefdruck und Kaltnadelradierungen. Es werden jeweils die Themen und Kontexte der Ausstellung behandelt und altersgerecht vermittelt.


Die Durchführung geschieht durch eine Mischung aus öffentlichen und privaten Organisationen die sich dadurch auszeichnen, besondere Erfahrung in der Analyse, Evaluation oder Durchführung solcher Projekte oder Teile des Projektes mitzubringen. Das Projekt wird mittels Meetings vor Ort in den jeweiligen Partnerstädten, Onlinemeetings, einer Abschlusskonferenz, digitalem Material- sowie Informationsaustausch über Homepage/Datenbank implementiert.

Der konkrete Output ist die Ausstellung, die kommissionierten sowie an allen Standorten neu produzierten künstlerischen Werke, aber auch der dafür eigens produzierte mehrsprachige Katalog und Essayband. Eine Internetplattform mit Datenbank wird erstellt, die auch nach Projektende weiterbetrieben wird. Mittels Web 2.0 wird die Jugend zusätzlich angeregt zu partizipieren und ein Archiv zeitgenössischer, adäquater Bilder von Roma erstellt und laufend erweitert. Im Bildungsprogramm wird ein Educational Guide erstellt und gedruckt, der in den Bildungsaktivitäten des Projektes bezüglich Kindern und Jugendlicher bereits Verwendung findet. Die künstlerischen Aktivitäten in den Workshops stellen einen weiteren Ort der Kunstschaffung dar, die Dokumentation des Rahmenprogramms, nämlich des kleinen Musikfestivals „Roma Night“ bildet gemeinsam mit jener der Ausstellung einen weiteren audiovisuellen Output.

Romani Lives ist ein internationales Kulturprojekt und richtet sich in seiner Arbeitsstruktur an die Vorgaben des EU-Kulturprogramms. Es hat daher einen Koordinator und Co-Organiser. Es müssen mindestens drei Länder beteiligt sein, wobei es im Projekt Romani Lives mit Österreich, Ungarn, Portugal und Spanien sogar vier sind. Neben den lokalen Aktivitäten bilden die Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzungsarbeit sowie die Datenbankarchivierung sozusagen eine virtuelle Tätigkeit.

Die Relevanz des Projektes ergibt sich durch die aktuelle Brisanz der Repräsentation der Roma in europäischen Medien, sowie aktuell vermehrten Vernetzungstätigkeiten und Interventionsversuchen. Schlüssel hierbei ist, dass gängige Stereotypen von Roma nicht nur durch die Schaffung neuer Bilder konterkariert werden, sondern diese neuen Bilder eine besondere Stellung erhalten, da sie, anhand der Kommunikation von Roma Kultur als genuin europäisches kulturelles Erbe, von einer ehemals marginalen Position in die Mitte gerückt werden. Genau so wird vermieden, dass selbst positive Neukonstruktionen immer noch als rand- und rückständig vermittelt werden, als außenstehend und immer noch fremd, wenngleich auch nicht negativ- bedrohlich, so doch exotisierend und positiv-stereotypisierend.
Gleichzeitig verschwimmt diese Grenze aus einer prozessorientierten Perspektive betrachtet auch, was die tatsächlichen Teilhabenden am Projekt und zu guter Letzt das Publikum betrifft, wo ein interkultureller Austausch zwischen Roma und Nicht-Roma stattfinden wird, sowie Beziehungen geknüpft und gestärkt werden. Zwischen Selbstorganisation und Netzwerken beinhaltet das Projekt also einen Aspekt politischer Kulturarbeit bezüglich politischer Praxen der Inklusion. Die inhaltliche Bearbeitung der Projektinhalte profitiert ebenso von einem solchen Austausch wie die künstlerische Produktion, wodurch sowohl ein gemeinsamer europäischer Kontext hergestellt, als auch auf lokale Besonderheiten Rücksicht genommen wird. Aus einer konfliktorientierten Perspektive kann das Projekt als Aushandlungsprozess verstanden werden, als Plattform für Debatten und Kontroversen. Wenngleich nicht zwangsläufig mit einem konsensualen Output zu rechnen ist, so ist es doch wichtig, Kultur in ihrer prozessualen Konflikthaftigkeit zu verstehen. Die jeweiligen lokalen Perspektiven unterscheiden sich nicht nur in ihrer jeweiligen politischen Dimension, die Communities unterscheiden sich auch wesentlich, ebenso wie ihre Positionen in den verschiedenen Kontroversen und ihre Strategien, mit den jeweiligen Verhältnissen umzugehen. 
Das stellt auch die Grundlage für die Zukunftsorientiertheit des Projektes dar, die dadurch noch gestärkt wird, das eine altersspezifische Vermittlung der Inhalte an, aber auch die Partizipation von Kindern und Jugendliche einen Fokus darstellt.

 

Partnerorganisationen

Koordination: IGC (Fundación de Instituto de Cultura Gitana), Madrid

Co-Organiser: IG Kultur Österreich, Wien

Co-Organiser: E-Via (Palco de Sombras Lda.), Lissabon

Co-Organiser: KEJA (Kisebbségi és Emberi Jogi Alapítvány), Budapest

 

Trailer: Romani Lives Vienna 2013 from IG Kultur Österreich on Vimeo.

 

Die Ausstellung wird von einem Bildungsprogramm und einem kulturellen Rahmenprogramm begleitet, wobei besonders auf Konjunktur- und Synergieeffekte der einzelnen Aktivitäten sowie Player für das Gesamtprojekt geachtet wurde.

So wurde die Kuratorin für den lokalen Part ‚To One’s Name’ in die Auswahl der Werke des übergreifenden Parts für die Ausstellung am Standort Wien einbezogen, allerdings auch in die Gestaltung und mitunter Leitung der Workshops. Ein Productionsworkshop half bei der Konzeption und konzeptioneller Abgleichung der künsterlischen Werke für den lokalen Part der Ausstellung. Die Künstler leiteten künstlerische Workshops für Kinder aber auch für Erwachsene, welche die Thematik mit künstlerischen Techniken verbanden, somit eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Ausstellung mit einem kreativen Zugang verbanden. Vor allem für Kinder ist dieser spielerische Zugang sehr geeignet. Die  Kuratorin und KünstlerInnen leiteten jedoch auch den Naming/Renaming Workshop, der sich mit Benennungsstrategien im öffentlichen Raum auseinandersetzte und in eine Artist Action mündete. Dabei wurde die Benennung einer Straße nach der kürzlich verstorbenen Künstlerin Ceija Stojka gefordert.  Ihr Neffe, der berühmte Jazz-Musiker und wohl prominenteste Angehörige der Volksgruppe in Österreich, Harri Stojka, eröffnete die erste der drei Roma Nights, die wesentliche VertreterInnen der Szene aus dem In- und Ausland dem österreichischen Publikum zugänglich machte. Harri Stojka’s Kampagne „Ich bin gegen das Wort Zigeuner" war ebenso Teil des Bildungsprogrammes, in Form von Fotoworkshops jeweils für Erwachsene und für Jugendliche. Leiterin der Workshops, wie auch Moderatorin der Roma Nights war die junge Journalistin Gilda Horvath, die auch das Seminar über die Rolle der Frau in der Roma Community leitete. Dieses bildete einen entscheidenden Impuls zur Vernetzung von Frauen aus der Community aus dem In- und Ausland und zu Überlegungen ein europäisches Netzwerk von Roma-Frauen und auch Frauen außerhalb der Community aufzubauen. Außerdem stand in der Kunsthalle Exnergasse ein Education Monitor über dne gesamten Zeitraum der Ausstellung für Führungen mit Schwerpunkt auf Vermittlung an Kinder und Jugendliche zur Verfügung.


Mitwirkende:

 

Kuration 'Romani Lives'


Joaquín López Bustamante
Joan Oleaque Moreno

 

Kuration 'To One's Name'

Suzana Milevska (Kuratorin)
Patrick Kwaśniewski (Kuratorische Assistenz)

 

 

 

Künstlerische Produktion

Pedro Aguilera Cortés
Saša Barbul
Eduard Freudmann
Marika Schmiedt
Alfred Ullrich

 

Design 'Romani Lives'

Enrique Bonet
 

Visuelle Produktion

Santiago Torrado

 

 

 

Räumliches Gestaltungskonzept Wien

Eva Dertschei
Carlos Toledo

 

 

 

Projektleitung Wien

Patrick Kwaśniewski

 

 

Organisation IG Kultur Österreich

Gabriele Gerbasits
Patrick Kwaśniewski
Herta Schuster

 

 

Organisation AC / E


José Manuel Gómez
Miguel Pedrazo Polo


Organisation Romani Lives


Fundación Instituto de Cultura Gitana
IG Kultur Österreich
E-VIA
Keja
Accion Cultural Española (AC/E)


Produktionsbetreuung Wien

Eva Dertschei
Carlos Toledo
 

Kunsthalle Exnergasse

Andrea Löbel
Katharina Lehmann
Klaus Schafler

 

Leitung Aufbau

Ernst Muck

 

Vermittlungsprogramm


Pedro Aguilera Cortés
Eduard Freudmann
Sabine Hauswirth
Gilda Horvath
Suzana Milevska
Alfred Ullrich


Vermittlungsprogramm für Kinder


Gerhard Brandstötter
Reinhard Herrmann
Gilda Horvath
Katharina Lehmann
Stanko Marinkovic
Alfred Ullrich



Thematisches Vermittlungsprogramm


Annabel Carballo
Gilda Horvath
Simonida Jovanovic
Sandra Selimovic



Kulturelles Rahmenprogramm


Adrian Gaspar Trio
Gipsy.CZ
Harri Stojka & Band
Marjan Kristic and Serbian Allstars
Mathilda Leko
Mindj Panther
Saša Barbul
Sound by PIT
Trio Pilerovi
Vienna Lovara Chor
Ostklub Wien

 

Audiovisuelle Dokumentation

Patrick Kwaśniewski
Jan-Hendrik Müller
Elke Strobl

 

Filmproduktion

IG Kultur Österreich
Patrick Kwaśniewski (Regie, Kamera)
Jan-Hendrik Müller (Schnitt, Kamera)
Nenad Marinkovic (Kamera)

 

Gefördert durch:
bmukk
Bundeskanzerlamt Österreich
AC/E
EU Programm Kultur


Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung (Mitteilung) trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.