es schaukelt das wohlfühlboot

essen als identitätsstiftender akt ist mir nicht fremd (wem gehört eigentlich der schweinsbraten, wem die knödel? wurscht), aber dass auf breiter ebene im mainstream hoamatgfühl salonfähig ist, finde ich erschreckend.

hoamat – plötzlich singt eine österreichische schlager-/volksmusikband für den deutschen lebensmittelkonzern lidl, der auf dem „österreichischen“ markt in die fußstapfen von billa/rewe, mit dem janatürlichen bauer/schweinchen-duo, oder von hofer/aldi, mit ursprungsfantasien werbend, tritt – die seer singen also von einem land zum leben, besingen ein hoamatgfühl. besingen die von grün strotzenden wiesen und das wunderbar geerntete. essen als identitätsstiftender akt ist mir nicht fremd (wem gehört eigentlich der schweinsbraten, wem die knödel? wurscht), aber dass auf breiter ebene im mainstream hoamatgfühl salonfähig ist, finde ich erschreckend, und es wird auch diskutiert, wobei musiker_innen wie die seer oder der volksrocknroller hakenkreuztanzende gabalier meist in die harmlose ecke geschoben werden – reinhard fendrichs i am from austria nicht zu vergessen. die bösen sind die un/eindeutigen (deutschen oder südtiroler) rechtsrocker wie böhse onkelz oder frei.wild, die immerhin verkaufszahlen und ausverkaufte tourneehallen vorweisen können, von denen andere nur träumen. künstler_innen, die sich auf die gar nicht mehr so enge nischen der sogenannten un/eindeutigen provokation spezialisieren, berufen sich auf meinungs- oder künstlerische freiheit und werfen den oftmals hilflosen kritiker_innen, mit ihren leider manchmal ungeschickten gegen/argumenten zensur vor, dabei geht es in vielen fällen um nichts anderes als um öffentliche gelder, die für die abhaltung der konzerte (infrastruktur etc.) verwendet werden oder jugendorganisationen, die die tickets verkaufen. da gibt es in den kommunen konsens darüber, was gefördert werden soll und was nicht – oder: wie würde das aussehen, frei.wild-tour sponsored by red bull, wobei red bull auch mit den zehenspitzen in metalfestivals eintaucht. in der elektronischen musik haben die rb´s bereits die nase vorn, da riecht es aber nicht modrig rechts, sondern maximal industrial schmerzhaft.

und während die zeit mit diesen ganzen idiot_innen (auch wenn die protagonisten auf der bühne großteils männlich sind, gibt es doch ein großes weibliches publikum) verschwendet wird, geht energie für diejenigen verloren, die es zu unterstützen gilt. ich will nicht darüber nachdenken, warum sexistische oder (un)dezidiert rechte bands nicht in von kommunen finanzierten veranstaltungshallen auftreten sollen. ich will auch nicht mehr – mit 44 – andauernd darüber diskutieren, was sexistisch und was kabarettistisch ist. ich will mir auch nicht sagen lassen, dass ich humorlos bin und lustlos oder grantig.

daher abstand – um es mit einer der klügsten künstler_innen zu sagen: bevor die glut in dir erlischt, verlass die stadt, die keine ist. gustav

und bevor von abstand die rede sein kann, der sommer beginnt, das hochwasser ist vorerst in den medien vorüber (die diskussion darüber, wer mithelfen darf – noch ungustiöser als die popkasperln) – ist es nie nicht an der zeit, all das mitzusolidarisieren, für das frau auf facebook oftmals kein gefällt mir erwartet: was passiert mit dem refugee camp? wie geht das, die demonstrierenden in istanbul zu unterstützen? ich habe vor monaten für mitte juli eine reise nach istanbul gebucht, weil ich da 45 jahre alt werde. derzeit weiß ich nicht, wie es dann sein wird, wobei es mir nicht um mich und meine sicherheit geht!

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