"I am from Austria" - Nobody Georg P. Thomann und die Große Diplomatie

<p>Was hat der österreichische Künstler Georg Paul Thomann als Protagonist in der Taipeiausgabe der TIMES zu suchen, in einem hochpolitisierten, dem tatsächlichen Krieg nahen Kontext? Soweit dem Autor bekannt ist, ist Thomann am internationalen Parkett der Mächtigen noch nie wirklich aufgeschienen, nicht einmal als jemand, über den man bei Bedarf getrost hätte hinwegsehen können. Er war einfach Niemandem aufgefallen, auf den es im Ernstfall wirklich ankäme. Der im

Was hat der österreichische Künstler Georg Paul Thomann als Protagonist in der Taipeiausgabe der TIMES zu suchen, in einem hochpolitisierten, dem tatsächlichen Krieg nahen Kontext? Soweit dem Autor bekannt ist, ist Thomann am internationalen Parkett der Mächtigen noch nie wirklich aufgeschienen, nicht einmal als jemand, über den man bei Bedarf getrost hätte hinwegsehen können. Er war einfach Niemandem aufgefallen, auf den es im Ernstfall wirklich ankäme. Der im Jahr 1945 in Bödele, Vorarlberg geborene Künstler hatte zwar schon in seiner Schulzeit vielfältige Aktionsformen für die Umwelt parat, doch was er an Gerüchten und Spekulationen provozieren konnte, war bis dahin immer nur gut für den Boulevard oder die Stammtische seiner Kollegen gewesen und könnte letztlich nur in der Kunstgeschichte seinen Platz finden.

Es kam jedoch anders, und dies sollte zu denken geben: als das österreichische Bundeskanzleramt im Jahr 2001 nach einer geeigneten Person suchte, die die Teilnahme des Landes an der honorigen Biennale São Paulo in Brasilien vorbereiten würde, nahm ein Prozess seinen Anfang, den man im Rückblick leicht als Kettenreaktion fehlinterpretieren könnte. Man wählte aufgrund offensichtlicher Vorzüge die Leiterin der Moderna Galeria in Ljubljana, Zdenka Badovinac. Diese entschied sich nach einigen Recherchen in Wien und Umgebung für Georg Paul Thomann, damals 56 Jahre alt. Diesem wiederum kam die ehrenvolle Einladung ohnehin zu spät und er wollte sich nicht nur endlich als Großkünstler feiern lassen, sondern auch noch die Rolle des Ermöglichers für jüngere Talente spielen. Er erklärte sich also selbst zum Co-Kurator und holte, nach Rücksprache mit Frau Badovinac, den Maler Richard Wientzek, das Medien- und Bastelkollektiv Monochrom, die Konzeptkunsttruppe 320x200 und den A/V-Artist Tonki Gebauer mit ins Transatlantikboot. Doch sein Kalkül hierbei darf nicht übersehen werden: Er selbst stilisierte sich im österreichischen Pavillon zur absoluten Mitte, zur conditio sine qua non des Nachwuchses und nannte seine Installation "Selbstportrait als Österreichs höchster Berg - I am winning my religion" - die vier Jugendgruppen wurden gleichsam zu Tourismuszentren und um seinen naturgewaltigen Kunstthron gruppiert. Sie spielten das hintergründige und eigentlich böse Spiel mit devotem Ernst und - warum nicht - Blick auf den eigenen Marktwert mit. Die Biennale São Paulo ist schließlich nicht irgendetwas, sondern seit 50 Jahren die bedeutendste Kunstgesamtschau der südlichen Erdhalbkugel.

Auch wenn Taiwan auf der nördlichen Hälfte liegt, hatte es bis zum März 2002 ganz andere Sorgen, und dies wird sich vorerst nicht ändern. Um diese Sorgen in ihrer Hybridität zu verstehen, ist es ratsam, zum Verständnis der möglichen Kunstgeschichte ein wenig reale Geschichte aufzuarbeiten. An die Arbeit:

Im Sinne schriftkultureller Historiographie gibt es Taiwan schon etwas über 400 Jahre. Nachdem holländische Kolonialisten chinesische Landarbeiter vom Festland holten, vermählten sich diese allmählich mit den malayo-polynesischen Ureinwohnern und "a new race was born: the Taiwanese". Dann übernahm der berüchtigte chinesische Pirat Cheng Cheng-kung (Koxinga) das Eiland (1662), selber ein Anhänger der Ming-Dynastie und auf der Flucht vor der Ch´ing-Dynastie. Immer mehr chinesische Festländer begannen, auf der Insel zu siedeln, allerdings nicht als Abgesandte Pekings, sondern als Flüchtlinge vor Hungersnöten. Spätere, vorsichtige Versuche der Kaiser aus Peking, Taiwan zu kontrollieren, führten immer wieder zu Konflikten mit den eigensinnig werdenden Insulanern. Sie alle spiegeln sich in einem Sprichwort, welches aus diesen Jahren überliefert ist: "Every three years an uprising, every five years a rebellion." Als 1870 taiwanesische Piraten amerikanische, japanische und französische Schiffe kaperten und die betroffenen Regierungen ihre Protestnoten an den chinesischen Kaiser sandten, entgegnete dieser achselzuckend: "Taiwan is beyond our territory." Die aufgebrachten Franzosen entsandten eine eigene Flotte zur Sicherung der Handelsroute, konnten ihre Herrschaft jedoch nur über neun Monate und nur über Nordtaiwan erhalten (1884/5). Denn mittlerweile hatte Japan sich entschlossen, seinen Einfluss nach Süden zu erweitern und die chinesischen Herrscher der Manchu, sonst keine Seefahrer, entdeckten endlich durch die Macht mimetischer Rivalität (man wird begehrlich erst im Blick auf den Blick eines anderen Begehrens) ihr Interesse an Taiwan. Im Jahr 1887 wurde es zwar zur "Provinz" des chinesischen Reiches erklärt, doch nur acht Jahre später siegten die Japaner im "Sino-Japanischen Krieg". Der "Vertrag von Shimonoseki" (1895) übertrug diesen Besitzanspruch "auf Dauer" an Japan (nicht wie im Fall Hong Kongs "für 99 Jahre").

"Allein diese acht Jahre war Taiwan nun tatsächlich ein besetzter Teil des chinesischen Reichs" - sagen heute die taiwanesischen Historiker. Chinesische Kommunisten allerdings hören heute eher auf Historiker, die aus früheren Okkupationen ein "schon immer" ableiten.

Doch vorerst ist es gar nicht die jeweilige chinesische Zentralregierung, die den freiwillig insulierten Taiwanesen das Selbstverwaltungsrecht streitig machen will. Damals versuchte man, sich der gewaltsamen Inkorporation durch Japan zu erwehren: Mit Hilfe dissidenter Manchu-Beamter rief man am 25. Mai 1895 Taiwan als die erste asiatische Republik überhaupt aus und entwarf eine eigene Flagge. Nur vier Tage später wurde diese Bewegung allerdings von einer 12.000 Mann starken japanischen Invasion niedergeschlagen, welche genau 50 Jahre, bis zur japanischen Niederlage am Ende des 2. Weltkrieges, herrschte und das Land in Industrie, Infrastruktur und Bildung den eigenen Standards anglich. In dieser Zeit japanischer Vorherrschaft, im Jahr 1930, gab der große Vorsitzende Mao Tse-Tung, selber in Machtkämpfen mit der nationalistischen Kuomintang von Chiang Kai-shek verstrickt, dem amerikanischen Journalisten Edgar Snow folgenden Satz zur Notiz: "...we will extend them (the Koreans) our enthusiastic help in their struggle for independence. The same thing applies for Taiwan."

Dennoch sollte die Tradition des chinesischen Reichs- und Imperiumsgedankens bald in einer noch hartnäckigeren Form den offiziellen Status Taiwans, d.h. die Anerkennung einer "eigenen Identität", besetzen: während des 2. Weltkrieges verlangte im Jahr 1943 Chiang Kai-shek (in Abwesenheit taiwanesischer Repräsentanten) von den Alliierten, "Taiwan sei wieder an das (nationalistische, nicht kommunistische, A.F.) China abzutreten". In der Cairo Declaration stimmte man dem zu und 1945 erhielten Chiangs Truppen die Erlaubnis "Taiwan vorübergehend zu besetzen, im Auftrag der Allierten Truppen". Diese Zustimmung, "an einem verschlafenen Nachmittag in der heißen Sonne Kairos" (taiwanesische Historiker) vollzogen, sollte für die selbstbewussten Inselbewohner vier Jahrzehnte lang - und über die noch zu schildernde Intervention Georg P. Thomanns hinaus - schwerwiegende Folgen haben.

Chiang beendete zwar die (ohnehin in seinen Tagen gezählte) japanische Fremdherrschaft, doch entführte er aus dem fast schon kommunistischen Peking auch die wertvollsten Kunst- und Kulturgegenstände des alten chinesischen Reiches (zum Schutz vor den barbarischen, traditionsfeindlichen Sino-Kommunisten) und erhob ab diesem Zeitpunkt nichts weniger als den Anspruch, mit seinem Restregime in Taiwan auch die weltdiplomatische Alleinvertretung des gesamten Festlandchinas innezuhaben - er glaubte gleichsam, das wahre chinesische Archiv im taiwanesischen Exil für bessere Zeiten schützen zu sollen. Ein Aufstand der Taiwanesen im Jahr 1947 wurde von seiner Kuomintang (heute KMT) blutig niedergeschlagen, "18.000 bis 28.000" EinwohnerInnen wurden getötet und der "weiße Terror" setzte ein, die Verfolgung aller Intellektuellen und taiwanesischen Führerfiguren über Jahre hinweg. In Folge wurde der 28. Februar dieses Jahres, der Tag des Aufstand, vielen Taiwanesen zum Gründungssymbol ihres Unabhängigkeitswillens ("2.28"). Die 15% der heutigen Bevölkerung allerdings, die mit Chiang -1949 war der Krieg am chinesischen Festland für ihn endgültig verloren - auf die Insel geflohen waren, beherrschten den Rest der Einwohner durch die Kontrolle der Medien, der Infrastruktur, des Bildungswesens und eines eigenen Geheimdienstapparats - 40 Jahre Regierung unter Kriegsrecht begannen.

Wirtschaftlich konnte die Kuomintang bis 1971 die Substanz Taiwans erfolgreich ausbauen, doch die diplomatische Alleinvertretung wurde von der Realpolitik am internationalen Parkett der Mächtigen nach und nach zu dem Wunschtraum degradiert, der er - im Rückblick - von Anfang an gewesen war. Richard Nixon und Henry Kissinger wollten eine "Öffnung nach China" und meinten damit keine Exilregierung. Der Sitz der Kuomintang bei den Vereinten Nationen wurde auf Peking übertragen und die chinesischen Besatzer Taiwans wurden zum Spielball der Weltpolitik, während sie auf ihrem chinesischem Kulturarchiv saßen und hilflos zuschauen mussten - Anerkennung in der Repräsentation ist die Eintrittskarte zum Tanz auf dem Parkett, und die hatten sie verloren. 1972 unterzeichnete Henry Kissinger nach einem vorzüglichen Abendessen mit "Maotai und Pekingente" das "Shanghai Kommunique", die Grundlage für die heutige "Ein China"- Politik der Vereinigten Staaten. Taiwanesische Historiker erinnern in diesem Zusammenhang an den "Rand Corporation Report 1985", in dem Kissinger mit dem Satz zitiert wird: "Nach einem Abendessen mit Maotai und Pekingente unterzeichne ich alles".

Damit war die erzwungene Herrschaft der chinesischen Nationalisten Kuomintang (KMT) über Taiwan offenbar schon ausgezählt. Im Jahr 1979 wird sie von der "tangwai"-Bewegung ("outside-the-party") zuerst an ihrer imaginärsten Seite angegriffen, dem Anspruch nämlich, immer noch ganz China zu repräsentieren. Daraus entwickelte sich bis 1986 die Democratic Progressive Party (DFP), die erste Oppositionspartei, deren Gründung geduldet wird. Zum Jahrestag des "2.28" werden die ersten öffentlichen Diskussionen zugelassen, im Sommer 1987 das Kriegsrecht aufgehoben, erste Verwandtenbesuche nach China erlaubt (man denke an die zaghafte Öffnung der west- und ostdeutschen Regierungen in dieser Frage, bzw. an Nord- und Südkorea bis heute). In Folge entwickelt sich die ehemalige 4-Tages Republik von 1895 mehr und mehr zu einem demokratischen System westlicher Prägung. Ein einheimischer Taiwanese wird Präsident, Dissidenten werden freigelassen, das friedliche Eintreten für die Unabhängigkeit Taiwans steht nicht mehr unter Strafe und mit der sog. "flexiblen Außenpolitik" wird der Alleinvertretungsanspruch der KMT faktisch aufgegeben. In den neunziger Jahren gibt es die ersten freien Wahlen, ausländische Journalisten dürfen ins Land, der erste Nationalfeiertag wird ohne Militärparade abgehalten, und vorsichtig nimmt die Regierung halbamtliche Verhandlungen mit Peking auf und bereitet den "Wiedereintritt Taiwans" in die UNO vor.

Allerdings: Über 70% der Bevölkerung sprechen zwar den "Minnan" -Dialekt, das heutige Taiwanesisch, stammen aber aus der chinesischen Provinz Fujian, 10% stammen aus der chinesischen Provinz Guangdong (Dialekt: "Hakka"/"Kejia"), nur ca. 1% sind Ureinwohner (malayo-polynesische Sprachen) und die restlichen ca. 15% stellen die oben schon erwähnten Festlandsflüchtlinge und ihre Nachkommen. Die verschiedenen Stämme Taiwans (Foklos, Hakkas und Aborigines) stellen erst nach und nach die national-insulären sozialen Bindekräfte vor die ethnisch-sprachlichen. Die ersten Neuwahlen der Nationalversammliung ergeben KMT 71,2%, DFP 24%. (1991), die erste Neuwahl des Parlaments seit 1948 KMT 53%, DFP 31% (1992). Die Amtssprache ist immer noch Hochchinesisch, und immer noch lagern wertvollste "Beutestücke" der vieltausendjahrealten chinesischen Geschichte im National Museum von Taipei. Die Entfernung vom "Chinesischen Festland" (Xiamen, Prov. Fujian) beträgt ca. 150 km. Der Umfang der Insel misst 36.000 km2 (etwa so groß wie das deutsche Bundesland Baden-Württemberg). Auf Taiwan befinden sich zwar kaum Bodenschätze, aber eine Bevölkerung von mittlerweile 23 Millionen Menschen und ebenso mittlerweile das Weltmonopol der Halbleiterindustrie, einer überlegen machenden Technik. So konnte man im Boden eine einzigartige Dichte von Bunkern, Abwehrgeschützen und Raketenwerfern installieren, gegen Begehrlichkeiten, die an Artikeln wie dem folgenden leicht abzulesen sind:

Chinesische Regierung wird die Intrige der Taiwan-Separatisten zunichtemachen (17.12.2001)

Das Festland Chinas ist entschlossen und gut vorbereitet, jede Intrige der Taiwan-Separatisten, das Vaterland zu spalten, zunichte zu machen.

Dies sagte der Vorsitzende des Büros des Staatsrats für Taiwan-Angelegenheiten Chen Yunlin am 16. Dezember in Beijing auf einem Empfang anläßlich des 10. Jahrestages der Gründung der Gesellschaft für Beziehungen zwischen den beiden Seiten der Taiwan-Straße. Dabei sagte Chen, die Interessen der Taiwaner Landsleute würden durch die Taiwan-Behörde geschädigt, wenn diese das "Ein-China"-Prinzip weiter provoziere oder sogar neue separatistische Aktivitäten plane und Spannung und Konfrontation schaffe. Weiter forderte Chen die Taiwan-Behörde auf, der Realität fest ins Auge zu sehen, die Interessen der Taiwaner Landsleute zu berücksichtigen und das "Ein-China"-Prinzip anzuerkennen.


Hier findet die zeitgenössische Spielart des "Ein China"-Prinzips seinen Niederschlag, jede offizielle Anerkennung von "Taiwan als solchem" verhindernd, einerseits noch tropfend von Pekingentensauce aufs Parkett, andererseits immer noch abseits von reinen Wirtschafts- und Einflussinteressen argumentierbar. Diese Doktrin ist dieser Pressemeldung zufolge also im Interesse der Taiwanesen. Dies trifft zu, solange diese dem Druck einer solchen Strategie nicht standhalten und die Hoffnung darauf aufrecht erhalten, dass sie die Geschichte der nächsten 100 Jahre doch auch zum ersten Mal selber wählen, selber gestalten und selber in eigene Archive niederschreiben könnten. Auf die Repräsentationen des chinesischen Weltkulturerbes würde man sicher nach und nach verzichten, wenn das Festlandchina in Peking für den autogenen Wiederanschluss an seine ruhmreiche, alte und auch nicht-kommunistische Geschichte bereiter sein wird. Man verlangt also nach nicht mehr und nicht weniger als dem eigenen Weg zu einer hybriden, aber verdienten und real möglichen Autonomie. Deren Unwahrscheinlichkeit entspricht dem Ausmaß, in dem Taiwan sich als Zulieferer von Mikrochips hat unverzichtbar machen können. Was in Taiwan entstehen will, ist ein Phänomen der Moderne und, dank der Insulierung, eines der modernsten in Asien überhaupt. Deshalb ist man froh über jede Anerkennung dieser Sachlage aus dem Norden und Westen der großen Geokugel und hier kommt, warum auch immer, G. P. Thomann ins ernste Spiel:

Artists' action saves `taiwan'
CNA, TAIPEI

Taiwan's protest over the issue of its name at the 25th Sao Paulo Biennial Art Exhibit in Brazil took a dramatic twist on Sunday, as six countries donated an English letter each to form the word "taiwan" for the nation's exhibit hall. A Chinese-language newspaper reported yesterday that the innovative protest action was the brainchild of an Austrian artist, George Thomann, who took the initiative in urging other participants to take an English letter from each of their respective exhibition name plates to donate to Taiwan. Thomann took the letter "t" from Austria's name plate and artists from five other countries followed his lead. The report said Canada donated the letter "a," Croatia donated the letter "i," Puerto Rico donated an "o" -- which was cut into two pieces to form the letter "w," Singapore donated another "a" and Panama donated the "n."

The cooperative effort was then attached to the name plate on Taiwan display's shortly before biennial opened. The Sao Paulo biennial is one of the world's three most important exhibits of contemporary art. The Taiwan display was originally labeled as "Chien-Chi Chang, Taipei Fine Arts Museum, Taiwan." Chang, a renowned photo journalist, is the only Taiwan artist whose works are being exhibited at the biennial. Three days before the opening of the show, Brazilian organizers abruptly removed the "Taiwan" from the name plate without giving any explanation. Chang protested by closing the Taiwan display and sending a protest letter in English to the organizers. Copies of the letter were given to the 190 participating artists from around the world to solicit their support.

Thomann responded by plastering a bulletin on the closed door of the Taiwan display on the eve of the opening of the art show calling for donations of English letters.

"The generous donation made by the six countries has enabled us to reopen our exhibition hall in time to meet the raising of the curtain on the biennial show," Chang was quoted in the newspaper report as saying."The unprecedented move has left the name plates of each of the donor nations with one letter missing from their respective national titles," Chang said. "But their missing letters have helped add an `artwork of protest´ to the dazzling array of exhibits on display here." Huang Tzai-lang, director of the Taipei Fine Arts Museum, who is also in Sao Paulo, said that the new word "taiwan" on the name plate is a creative work of art. "We admire the artists from the six donor countries for their courage in standing up to support our protest," he said.

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Thomann ist vielleicht ein Nobody, aber sicher kein Jedermann. Er hat die Zerstörung der Repräsentation eines zeitgenössischen Modernismus nicht hinnehmen wollen und flugs eine semiotische Gegenanerkennung durch einen internationalen Pool von KünstlerInnen erfunden - ganz ohne Institution - und eine Polka auf dem eigenen, allgemeinen Parkett getanzt. Kunst kommt eben auch von Kommunizieren. Die chinesische Delegation, die den Direktor der Biennale São Paulo zu seinem sehr verständlichen, sehr unintelligenten, äußerst uneleganten und tatsächlich wertlosen Handeln bewegen konnte, wird sich gewünscht haben, es hätte ihn, Thomann, nie gegeben. Dass ihr Wunsch schon seit Urzeiten in Erfüllung geht, kann sie nun auch nicht mehr aufheitern.

Andreas L. Findeisen lehrt am Ordinariat für Kulturphilosophie und Medientheorie an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Quellen:

Edgar Snow, Red Star over China, Grove Press; Revised edition (March 1973), Zitat S. 110
George Kerr, Formosa Betrayed, Da Capo Press; Reprint edition (June 1976) Home Rule Movement
Grundlegende Daten zu Taiwan aus taiwanesischer Sicht: http://members.tripod.com/~Tw_De/html/TWPAPERg.htm (deutsch)
http://www.taiwandc.org/hst-1624.htm (englisch)

Die Homepage der taiwanesischen Bürgerrechtsbewegung World United Formosans for Independence (Wufi)
http://www.wufi.org.tw/eng/ngon228.htm

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Bei einem von mancher Seite angezweifelten Schätzwert von 8 Milliarden einigte man sich auf einen Ankaufspreis von 2 Milliarden Schilling. Als Kompensation wurde zum einen mit der Lex Leopold die Möglichkeit geschaffen, die Privatperson Leopold rückwirkend für 10 Jahre von ihrer Steuerlast zu befreien, wie auch der Bau und die Erhaltung eines Museums zugesichert.
Mittwoch, 29. August 2001. Salzburg, Neue Residenz, Kaigasse 2. Wolfram P. Kastner und Martin Krenn ergänzen im Rahmen des Projekts "Rückgabe" mit Studierenden der "Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg" das Zitat auf der Gedenktafel für Theodor Herzl um einen entscheidenden Satz aus Herzls Tagebuch. Während auf der Tafel ausschließlich geschrieben steht "In Salzburg brachte ich einige der glücklichsten Stunden meines Lebens zu", fügen die KünstlerInnen folgenden Nachsatz handschriftlich hinzu: "Ich wäre auch gerne in dieser schönen Stadt geblieben; aber als Jude wäre ich nie zur Stellung eines Richters befördert worden."