Konstruktiver Auftakt und noch viel Arbeit

Interessenvertreter*innen autonomer Kulturinitiativen wurden vergangenen Dienstag, 19. Jänner, zu einem Gespräch mit Vizekanzler Werner Kogler und Kunst- und Kulturstaatsekretärin Andrea Mayer eingeladen. Nach konstruktivem Auftakt gilt es nun den Dialog fortzuführen, um an konkreten Verbesserungen für Kulturinitiativen zu arbeiten.

Trotz angespannter Lage angesichts jüngst notwendiger Lockdown-Verlängerungen wertet Yvonne Gimpel von der IG Kultur Österreich den Austausch mit Vizekanzler Werner Kogler und Staatssekretärin Andrea Mayer am vergangenen Dienstag als „ein offenes und wertschätzendes Gespräch“. Gemeinsam mit 24 Kulturveranstalter*innen und Vertreter*innen der Schwester-IGs aus den Bundesländern folgte der Dachverband der Einladung der Politik zum digitalen Runden Tisch, der sich erstmals explizit den Auswirkungen der Krise auf kleine und mittelgroße Kulturinitiativen widmete.

Außer Zweifel steht für die Interessenvertretungen, den Gesundheitsschutz auch weiterhin zu priorisieren. „Wir müssen aber parallel daran arbeiten, dass die Gesundheitskrise nicht zu einer veritablen Kulturkrise wird“, erläutert Yvonne Gimpel die Hintergründe des Gesprächs. Als positives Signal wertet die IG Kultur Österreich den aktuellen Einsatz der Politik für eine Gleichstellung des Kulturbereichs gegenüber anderen Bereichen. Kunst- und Kulturarbeit ist professionelle Arbeit für und mit dem Publikum. Jede Einschränkung trifft den Sektor genauso wie andere Bereiche. 
 

Zentrales Anliegen: umsetzbare Lösungen für kleine und mittelgroße Kulturorganisation 


Im Fokus des Gesprächs stand für die IG Kultur, einen konkreten Einblick in die Arbeitsbedingungen von kleinen Kulturvereinen und mittelgroßen Kulturbetrieben zu geben. „Sie sind es, die mit ihrem breiten Spektrum die große Vielfalt unseres Kulturlebens aufspannen“, so Gimpel. „Auch sie brauchen praxisnahe Regelungen für den Neustart, die umsetzbar sind und die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, etwa von Kulturinitiativen im ländlichen Raum, berücksichtigen.“ Fehlende Planungsperspektiven und zu kurzfristig angesetzte Maßnahmen gehören für die Gesprächsbeteiligten zu den heikelsten Themen während der Krise. Ein Lockdown bedeutet für Kulturveranstaltende und -produzent*innen keineswegs ein Niederlegen der Arbeit. Das Gegenteil ist der Fall. 

Hannah Crepaz, künstlerische Leiterin des Osterfestivals in Tirol, musste bereits mehrmals verschieben und gibt zu bedenken: „Mit einer Vorbereitungszeit von bis zu zwei Jahren ist eine kurzfristige Verlegung ein unglaublicher Aufwand. Unser bevorstehendes Festival mussten wir auf Juni verschieben, ins Unsichere hinein. Alle Menschen, die mit uns zusammenarbeiten, befinden sich in derselben Unsicherheit. Und wenn das Festival dann wieder nicht stattfinden kann? Etwas abzusagen bedeutet viel mehr Arbeit als etwas entstehen zu lassen und es umzusetzen.“

Karin Bitterli, Co-Leiterin des produzierenden Theaters Toihaus in Salzburg, bestätigt das erhöhte Arbeitsaufkommen und damit verbunden das Nicht-Greifen von Unterstützungsmaßnahmen: „Wir haben trotz Corona-tauglicher Konzepte von 119 Aufführungen nur neun spielen können. Wenn wir ab 1. März öffnen wollen, bedeutet das jetzt den vollen Probenbetrieb, volle Organisation, mehr Kommunikationsarbeit, mehr Administration, mehr Aufwand. Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Da gibt es keine Kurzarbeit, weil wir einfach viel mehr zu tun haben als sonst.“
 

Fortführung und Ausbau der Unterstützungsmechanismen erforderlich


Ein zentrales Anliegen stellt neben der raschen Umsetzung bestehender Fonds die Nachbesserung der Unterstützungsmechanismen für gemeinnützige Kulturvereine dar. Corona bedeutet für Kulturinitiativen zusätzliche Investitionen und mehr Arbeitsaufwand, der unabhängig vom Einnahmenausfall anfällt – Mehrkosten, die bislang von keinem Fonds abgedeckt werden. „Die Konsequenz ist,“ erläutert Yvonne Gimpel, „dass umsonst gearbeitet wird und das im doppelten Sinne: Es wird unbezahlt gearbeitet, da der Betrieb anders nicht aufrecht zu erhalten ist und jahrelange Aufbauarbeit sich in Luft auflösen würde. Das verschärft die ohnehin prekäre Situation der Kulturvereine und treibt Menschen in die Armut. Und umsonst auch, wenn situationsbedingt neuerliche Schließungen und Veranstaltungsabsagen erforderlich sind.“ Um dem Kulturauftrag weiterhin nachkommen zu können, brauche es laut IG Kultur für gemeinnützige Kulturvereine dringend Nachbesserungen beim NPO-Fonds beziehungsweise einen alternativen Lösungsansatz für den erhöhten Personalkostenaufwand.

Entscheidend ist, nun gemeinsam mit Bund und Bundesländern unter Einbindung der Interessenvertretungen an konkreten Lösungen weiter zu arbeiten. „Der Startschuss für einen konstruktiven Austausch ist gelegt,“ so Yvonne Gimpel im Resümee. „Wir gehen von einer baldigen Fortsetzung aus, denn nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir das Kulturleben in all seiner Vielfalt sichern.“

 

 

Foto: Carina KARLOVITS/HBF/BMKÖS

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