Prekarisierung

Anfang Dezember spielte sich auf der Laudongasse, um das Volkskundemuseum herum, ein kleiner Dialog der Aus- und Ansagen ab. Ein über beide Stockwerke des Gebäudes gespannter Banner bildete die Einladung zu der aktuellen Ausstellung. „Weihnachtskrippen“ war darauf in riesigen Buchstaben zu lesen. In einer kleinen Auslage vis-a-vis hingegen hingen ein paar, im Vergleich dazu, eher unscheinbare Plakate, die ein Symposium ankündigten, das ebenfalls in besagten Räumen
Bezahlte Dienstleistungen von Migrantinnen sind vom aktuellen Kontext der Globalisierung von (prekären) Arbeitsverhältnissen stark beeinflusst und großteils Ergebnis der vielfältigen Umgestaltung des Produktionsprozesses in postfordistischen Gesellschaften.
Sowohl in Wien wie auf europäischer Ebene ist es gelungen – wohl wegen der zunehmend verschärften Prekarisierungstendenzen – eine breitere Öffentlichkeit für den Begriff Prekarisierung und die damit verbundenen gesellschaftlichen Spannungen und Ausschlüsse zu sensibilisieren. Überraschend schnell jedoch wurden die durch die sozialen Bewegungen entwickelten Begrifflichkeiten sowohl von bürgerlichen Medien wie auch durch (quasi)staatliche RepräsentantInnen aufgegriffen und – wenig verwunderlich – gegen die Intentionen der Widerständigen gewendet.
Ein Thema wie die Prekarisierung könnte entlang eines bestehenden ideologischen Geflechts aufgebaut werden, das die europäische Gesellschaft seit je wie ein Myzel durchwächst: dem Christentum. Nicht erschrecken, nicht lachen, sondern aufgreifen: Gerechtigkeit und Gleichheit sind (auch) christliche Grundwerte.
Die Universität ist schon lange keine intellektuelle Insel mehr, die wenigen Freiräume, die durch die Studierendenproteste in den 1970ern erkämpft wurden, unterstehen mittlerweile der ökonomischen Diktatur.
"Zu allererst muss man von Einkommen sprechen. Je nach Beruf verdienten die prekarisierten Intellektuellen, die wir befragt haben, zwischen 30% und 50% von dem, was sie verdient hätten, wenn sie dieselbe Arbeit als fix Angestellte bzw. Beamte geleistet hätten."
Die Reform, die wir wollen, muss die Garantie einer Einkommenskontinuität bedeuten, für alle und ohne Bedingungen; dies ist die Vorbedingung dafür, dass sich andere Formen der Kultur, andere Formen künstlerischer Schöpfung, andere Lebensformen, andere mögliche Welten entfalten können.
Wer heute wissen will, was Arbeit ist, muss im Pink Pussy fragen - nicht im Red Lion.
Als also am historischen Montag des vierten Apriltages anno domini 2005 der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf die Frage, ob nun noch die FPÖ oder die BZÖ sein Koalitionspartner sei, antwortete, sein Koalitionspartner seien Menschen, hat er - haben wir alle! - den ersten Schritt in eine neue politische Zukunft gemacht. Bisher haben die Politiker unsere Welt nur durch verschiedene Koalitionsverträge regiert. Er, Schüssel, hat sie geändert.
Die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen ist ein Produkt sowohl diskursiver als auch rechtlicher und wirtschaftlicher Faktoren. Bezahlte sexuelle Dienstleistung ist vom aktuellen Kontext der Globalisierung sowie von prekären Arbeitsverhältnissen stark beeinflusst und großteils Ergebnis der vielfältigen Umgestaltung des Produktionsprozesses in postfordistischen Gesellschaften.
Wenn aber bei steigender Arbeitslosigkeit immer weniger Sozialversicherungsbeiträge lukriert werden können, verstärkt dies den Druck auf den Sozialstaat und die Beschäftigten, die sich zunehmend gezwungen sehen, Arbeit zu jeder Bedingung zu akzeptieren. Konsequenz der arbeitsrechtlichen Deregulierung ist, dass immer mehr in die Gruppe der "working poor" abgedrängt werden. Geschlechtsspezifische Spaltungen sind dabei vorprogrammiert.
Es kann kaum überraschen, wenn die Extremzonen der Prekarisierung heute am stärksten dort ausgeprägt sind, wo von sozialer Sicherheit nie wirklich die Rede sein konnte: entlang der (neo-) rassistischen und sexistischen Bruchlinien, erzeugt von jenen Verwerfungsmaschinen, die die reale und symbolische Konturierung von "Norm" gewissermaßen seit jeher begleitet haben.