Österreich 2006, wieder im Wahlkampf mit Rechtsextremismus im Nacken, mit anwidernden Hetztönen auf Plakaten überall, obwohl nun – Österreichvariante – die Rechtsextremen übereinander herfallen im Streit ums Original.
Wir klagen an! Wolfgang Schüssel wegen seiner gnadenlosen Ignoranz gegenüber den lebenden Artistinnen und Artisten sowie wegen sträflicher Missachtung der schönen Künste unserer Zeit. In die Hände eines fügsamen wie gebückten Sekretärs gelegt, fristet Kunstpolitik nunmehr seit einem halben Dutzend Jahren ein kümmerliches Dasein auf den stillgelegten Geleisen dieses Kunstbudget-Verschiebebahnhofs.
„Glück, Haltung und Zufriedenheit – bei uns käuflich“, spricht die Werbung offen aus, was sie angeblich nur suggerieren dürfte. Weniger der Gaumen als vielmehr die Höhe des Scheins entscheidet darüber, so die Botschaft, ob Sie Pralinen oder Genuss erworben haben. Die gewünschte Menge an gültiger Währung verdienen Sie legalisiert, sobald Sie mehrere Qualifikationen aufweisen können: z.B. weiß, männlich, heterosexuell, mehrheitsangehörig, angepasst oder metropol.
Ich wäre jedenfalls erleichtert, wenn – optimistisch zwischendurch – die derzeitige Regierung abgewählt werden würde. Das könnte dann – bildlich gesprochen – wie ein Zahn sein, der seit langer Zeit auf einen Nerv drückte, so lange, bis niemand mehr den Schmerz gefühlt hat; z.B. den der Erleichterungen um Staatseigentum oder der Aushebelung von Rechtsstaatlichkeit – und bis niemand mehr das Grinsen, das Schweigen, das Grinsen, das Schweigen, das schweigende Grinsen und das grinsende Schweigen hört.
Als maiz, das Autonome Zentrum von & für Migrantinnen, 1999 als erster MigrantInnenverein Mitglied der KUPF – Kulturplattform OÖ wurde, geschah gleichzeitig das Unvermeidliche und Erwünschte. Unvermeidlich, weil MigrantInnen hier leben, weil sie sich politisch organisieren, weil sie sich in Folge der Organisation auch im Kulturbereich betätigen, weil sie um gleiche Rechte zu erkämpfen, Verbündete brauchen.
Warum ist es notwendig und wichtig für MigrantInnen, eigene Medien zu machen und damit eigene Öffentlichkeiten zu schaffen? An welche Öffentlichkeiten richtet sich Afrikanet.info?
Viele der migrantischen Selbstorganisationen akzeptieren die Ordnungs- und Deutungsmuster der Mehrheitsgesellschaft nicht, werden aber durch die stillschweigende Ausgrenzung von einer Stellungnahme ausgeschlossen, wodurch eine Aushandlung im Rahmen eines Interessenskonflikts unmöglich gemacht wird.
So wie wir die Arbeit gemacht haben, sind wir nicht bestellt worden, denn wir sollten die Multikulti-Benetton-Truppe darstellen, die sich zur Mozart-Musik vereint, und obwohl wir so aussehen, haben wir radikale und kritische Positionen eingebracht.
Pauschale Abwertung führt absurderweise dazu, dass MigrantInnen kulturelle Elemente verteidigen, die sie selbst ablehnen. Wie Encarnación Gutiérrez Rodríguez erläutert, macht diese Reaktion zunächst klar, unter welchen Bedingungen MigrantInnen in Deutschland überhaupt sichtbar werden können – die ständige kulturelle Abwertung zwingt sie offenbar zur Identifikation mit dem Herkunftsland und löst ein Bemühen aus, die Herkunftskultur aufzuwerten.
"Es ging natürlich auch in Österreich um genau das: dass von den Freiheitlichen versucht wurde, endlich auch an die Pfründe zu kommen."
Der aktuelle Heftschwerpunkt „Migration und Kulturarbeit“ entstand im Rahmen des EQUAL-Projekts fields of TRANSFER: Kooperation durch Vernetzung. MigrantInnen in der Kulturarbeit, das von der IG Kultur Österreich derzeit durchgeführt wird. Kern des Projekts ist die Vernetzungsarbeit zwischen migrantischen und nicht-migrantischen Initiativen im Kulturbereich – mit dem Ziel, Zugangsbarrieren für MigrantInnen zum Kulturbereich sichtbar zu machen, Strukturen migrantischer Selbstorganisationen in der Kulturarbeit zu stärken sowie Perspektiven migrantischer Kulturproduktion in Österreich zur Diskussion zu stellen.
Jour Fixe am 7. Juni 2006 im Theater im Bahnhof, Graz. Günther Koberg, Plattform Architektur und Margareth Otti, Forum Stadtpark