Kultur und GATS: Demokratisierung abseits der Angstmacherei!

Einer noch immer viel zu wenig beachteten Frage ging am Montag, 11. August, eine Diskussionsrunde nach, zu der die IG Kultur Österreich ins freie Mediencamp (Screenshot - Webseite ist nicht mehr online) am Wiener Karlsplatz geladen hatte: "Kultur und GATS - Wie soll es weitergehen?

Einer noch immer viel zu wenig beachteten Frage ging am Montag, 11. August, eine Diskussionsrunde nach, zu der die IG Kultur Österreich ins freie Mediencamp (Screenshot - Webseite ist nicht mehr online) am Wiener Karlsplatz geladen hatte: "Kultur und GATS - Wie soll es weitergehen?" Die Zeit drängt, denn bereits Anfang September beginnt in Cancun (Mexiko) die internationale Ministerkonferenz, die auch über die weitere Zukunft von Kunst und Kultur im Zuge der Liberalisierung von Dienstleistungen beraten wird.

In der Beurteilung der Sachlage waren sich alle Beteiligten unter der Moderation von Günther Hopfgartner (MALMOE) einig: "GATS verkörpert einen rücksichtslosen Darwinismus", schickte Barbara Waschmann (ATTAC Austria) gleich zu Beginn vorweg. Ralph Schallmeiner von der Bundesvertretung der ÖH pflichtete bei: "Demokratie, Bildung, soziale Gerechtigkeit und Vielfalt sind durch die Alleinherrschaft des Marktes mehr als je zuvor bedroht." Urban Regensburger, GATS-Experte der IG Kultur Österreich, ergänzte die Darstellung der problematischen Ausgangslage: "Kultur ist innerhalb der EU eine Wettbewerbsangelegenheit".

Was ist also jetzt zu tun? "Die bisherige Entwicklung war in erster Linie durch eine Intransparenz der Diskussion gekennzeichnet", kritisierte Therese Kaufmann vom Europäischen Institut für progressive Kulturpolitik. "Die NGO's wurden zu Konsultationen eingeladen, doch letztlich hat auch in Österreich die Regierung getan, was sie wollte." Barbara Waschmann setzt daher in der Strategiefrage weiterhin auf die notwendige Aufklärungsarbeit: "Reden, reden, reden - wir müssen unablässig über die Auswirkungen von GATS informieren!" Auch für die ÖH gilt der Grundsatz der weltweiten Stopp GATS-Kampagnen: "Demokratisieren statt liberalisieren!" Für den Kulturbereich führte Urban Regensburger aus: "Von der Politik und immer öfter auch von Kulturmanagern ist zu hören, dass Kulturschaffende Unternehmer werden sollen. Erst wenn in der Kulturarbeit diese Haltung überwunden wird, kann es auch gelingen, der politischen Haltung von GATS etwas entgegen zu setzen!"

Die IG Kultur Österreich wird daher weiterhin daran festhalten, dass eine Politisierung der Kulturarbeit auch im Kontext der Liberalisierung aller Gesellschaftsbereiche eine immer größere Bedeutung gewinnt. "Es braucht", so Therese Kaufmann, "gerade auch im kulturellen Feld mehr Verständnis für den Begriff einer demokratischen Öffentlichkeit. Damit einhergehen muss die Kritik an einer Kultur- und Medienindustrie, die nur allzu gerne auf populistische Weise Ängste vor dem Verlust kultureller Identität schürt."

Abschließend unterstrich Martin Wassermair als Sprecher der IG Kultur Österreich die Notwendigkeit, größere Zusammenhänge gerade auch in der Kulturpolitik stärker zu berücksichtigen: "Eine Politik, die - und Frankreich steht hier nicht alleine - stets die Ausnahmestellung der Kultur eines Landes ins Treffen führt, spielt in letzter Konsequenz einer Politik in die Hände, die mit immer mehr Polizeigewalt fremde Einflüsse fernhalten will. Am Ende zählt die gewünschte Vielfalt zu den selbstgemachten Opfern."

Ähnliche Artikel

IG KiKK Symposium "Kultur muss wachsen/naj raste kultura" anlässlich des Schwerpunktjahres für freie Kulturinitiativen 2016 im Landhaushof. Wie Kunst und Kultur abseits von monetärer Förderung unterstützt werden kann. Kunst und Kultur dienen der Unterhaltung, aber auch der Bildung und der Weiterentwicklung der Gesellschaft. Gerade am Land sind Kulturstätten oft Zentren von sozialem Austausch und Teilhabe. Niederschwellige Kulturangebote wirken der Vereinsamung im Alter ebenso entgegen wie der Abwanderung der Jugend. Schließlich ziehen sie noch auswärtige Besuchende an. Um Kunst- und Kulturarbeit zu ermöglichen und nachhaltig zu stärken, braucht es mehr als monetäre Zuwendungen – gelungene Rahmenbedingungen sind entscheidend.
Die Auseinandersetzung mit Kulturentwicklungsprozessen ist gerade in Krisenzeiten von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur zur Stärkung der Kunst- und Kulturszene beiträgt, sondern – richtig eingesetzt – auch als wirksames politisches Instrument zur Lenkung gesellschaftlicher Umbrüche wirkt. Das Land Kärnten hat 2024 die Erarbeitung der Kunst- und Kulturstrategie 2030 begonnen. Damit wurde ein auf zweieinhalb Jahren angelegter, partizipativer Prozess gestartet. Zugleich legte die IG KiKK ihren Arbeitsschwerpunkt auf Kulturentwicklung und begleitet den Prozess mit ihrer Expertise. Der folgende Text beleuchtet, wie Kulturentwicklung umgesetzt wird und warum dieses Instrument von vielen unterschätzt wird.
Das neue und künstlerisch angereicherte Kooperationsformat zur Beteiligung junger Menschen an Politik und Demokratie, das Demokratie Repaircafé & Kunst, fand erstmals in der privaten katholischen Mittelschule Ludesch statt und überzeugte in seiner Wirkung. Sowohl die IG Kultur Vorarlberg und IG Demokratie als auch die kooperierende Schule für globales Lernen, die Workshopleiter und die 30 Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren äußerten den Wunsch nach Fortführung des Beteiligungsprojekts.