IG Kultur Vorarlberg bestätigt neuen Vorstand
Die Mitglieder der IG Kultur Vorarlberg bestätigten in der Generalversammlung am 17. Juni 2025 den neuen Vorstand um die Funktionär:innen Leon Boch, Gabi Hampson, Bernhard Amann und Niklas Koch. Gründungsmitglied Johannes Rausch, die ehemalige Vereins-Obfrau Margret Broger, Heike Kaufmann und Johny Ritter räumten nach einem zweijährigen Entwicklungsprozess ihre Vorstandsplätze für die nächste Generation.

Zwei Jahre widmete sich das Team der IG Kultur Vorarlberger dem Prozess des Generationenwechsels, nachdem einige langjährige Vorstandsmitglieder den Wunsch nach Funktionsübergabe äußerten. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den Werten der 1991 gegründeten Interessensgemeinschaft stellte das Vorstandsteam fest, wie elementar der Erhalt der drei ursprünglichen Tätigkeitssäulen - Kulturpolitik, Interessensvertretung und Beratung - noch heute für die autonome Kulturarbeit ist. Das Team suchte in eigenen Mitgliedsreihen nach Personen, die sich mit den Themen Zukunftsfähigkeit von Vereinen, Beteiligung junger Menschen, internationale Tätigkeit, Demokratieerhalt, Vernetzung, Kooperation und Einbindung marginalisierter Gruppen beschäftigen und fand. Bei der Generalversammlung am 17. Juni am Spielboden Dornbirn wurde den Mitgliedern ein neues Team vorgestellt, das einstimmig gewählt wurde.
Leon Boch als Vorsitzender und Gabi Hampson vom W*ORT Lustenau als seine Stellvertreterin sind die neuen Akteur:innen in der Vorstandsteam. Bernhard Amann, Grandseigneur der Vorarlberger Kulturszene und Vereinsgründer, behält seine Funktion als Kassier, Niklas Koch vom Spielboden gab seinen Vorsitz ab und ist nun als Schriftführer im Vorstand tätig. Als Beirätinnen wurden Lisa Weiss und Jessica Ölz von der Kulturwerkstatt Kammgarn Hard sowie Claudia Christa von der Pforte Feldkirch gewählt. Weiterhin Teil des Beirates ist Yener Polat vom interkulturellen Theaterverein motif.
Der IG Kultur Vorarlberg-Mitgründer, Theater der Figur-Leiter und kulturpolitische Experte Johannes Rausch beendete unter Applaus der Anwesenden sein 34-jähriges Vereinsengagement und gab dem neuen Vorstand seine besten Wünsche für eine gelingende, neue Teamarbeit mit. Ebenfalls mit Applaus bedacht wurde in Abwesenheit Margret Broger, Obfrau des Frauenmuseum Trägervereins, für ihre 24-jährige Mitarbeit, von 2015 - 2021 sogar als Obfrau der IG Kultur Vorarlberg. Auch Heike Kaufmann und Johny Ritter, engagierte Funktionär:innen von 2018 bis 2025, sprach der Vorstand seinen Dank für die kollegiale und konstruktive Mitarbeit, v.a. während der Pandemiejahre aus.
Reges Interesse bei Mitgliedern und Politiker:innen
Die Versammlung erfreute sich einer großen Beteiligung an Mitgliedern und Kulturpolitiker:innen sowie Mitarbeitenden der Verwaltung. Im Anschluss ebbte eine lebendige, teilweise hochemotionale Diskussion auf, die den Sparkurs von Subventionsgeber:innnen auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene thematisierte und vielfältige Bedürfnisse und politische Rahmenbedingungen sichtbar machte. Einig waren sich die Teilnehmenden im Wunsch nach permanentem Austausch im Sinne des Erhalts von Kunst und Kultur in Vorarlberg.
Auf seine Ziele als Vorsitzender angesprochen, setzte Leon Boch in der Mitgliederversammlung ein klares Statement:
"In meiner Funktion als Obmann der IGK Vorarlberg ist es mir ein wichtiges Anliegen, die interkulturelle Kulturlandschaft Vorarlbergs in Ihren spezifischen und individuellen kulturpolitischen Aktivitäten und Forderungen mit voller Kraft zu unterstützen sowie international zu vernetzen. Gerade in einer Zeit, in welcher weltweit demokratische und kulturelle Prinzipien untergraben werden, muss ein deutliches und solidarisches Zeichen gesetzt werden. Denn es war niemals die Wirtschaft, die eine Gesellschaft widerspiegelt – sondern deren Kultur."
Das neue Team beginnt ab sofort mit der Vorstandsarbeit. Aktuell bereitet sich die IG Kultur Vorarlberg inhaltlich auf das Jubiläum im Frühjahr / Frühsommer 2026 vor, das u.a. das Wesen der Kultur- und Vereinsarbeit im Spannungsfeld gesellschaftspolitischer Herausforderungen und menschlicher Bedürfnisse beleuchten wird.
Artikelfoto: v.l.n.r.: Jessica Ölz, Yener Polat, Gabi Hampson, Claudia Christa, Niklas Koch, Leon Boch, Mirjam Steinbock, Bernhard Amann
Vorstellung des neuen Vorstands
Leon Boch - Obmann
Wir sagen:
„Leon ist als Kulturakteur eines unserer jüngeren Mitglieder der IG Kultur Vorarlberg und aktuell im Begriff, einen Kulturverein in Vorarlberg zu gründen. Er hat Politikwissenschaften in Wien studiert und ist als Kunstmanager, Kurator und Galeriebetreiber in Liechtenstein aktiv. Leon engagierte sich für Projekte wie das DWDS – Die Wiedergeburt des Schaufensters in Bregenz sowie für die Umsetzung von Light-Festivals und digitalen Kulturformaten. Seit seinem Eintritt als Mitglied in die IG Kultur sind wir in regelmäßigem Kontakt, v.a., was die kulturpolitischen Agenden anbelangt.“
Leon sagt:
„Die IG Kultur Vorarlberg ist für mich ein wichtiges kulturpolitisches Sprachrohr – besonders an der Schnittstelle zur Wirtschaft. Die Anfrage, in den Vorstand einzutreten und den Vorsitz zu übernehmen, habe ich mit Überzeugung angenommen.“
Gabi Hampson, W*ORT Lustenau – Stellvertreterin des Obmanns
Wir sagen:
„Gabi ist seit vielen Jahren die Geschäftsführerin des W*ORT, auch in anderen Kulturvereinen ehrenamtlich engagiert und Heberin neuer Kooperationsmodelle und Mittragende von Studien im sparten-übergreifenden und gemeinnützig ausgerichteten Feld. Ihr Netzwerk ist so groß wie ihr Weitblick und wir teilen die Überzeugung, dass Transparenz zur Basis eines fairen und solidarischen Miteinanders gehört. Mit Gabi pflegen wir seit längerem einen regen Austausch, was Kulturpolitik, Kulturverwaltung, Kooperationen, Nachhaltigkeit und Partizipation von jungen Menschen anbelangt. Es lag nahe, Gabi in den Vorstand einzuladen und sie ist der Einladung gefolgt.“
Gabi sagt:
„Als Mitglied schätze ich die IG Kultur als kompetentes Gegenüber, das wertvolle Arbeit leistet und uns auf regionaler und nationaler Ebene vertritt. Zu dieser Arbeit beitragen zu können, interessiert mich sehr. Vernetzen, ungewöhnliche Kooperationen eingehen, Neues ausprobieren, anpacken und die Ärmel hinauf krempeln - da geh ich auf, da schöpf ich Energie. Am liebsten im Miteinander.“
Bernhard Amann, Verein Transmitter, ProKonTra Hohenems – Kassier
Wir sagen:
„Bernhard gehört zu den Gründungsmitgliedern der IG Kultur Vorarlberg und der IG Kultur Österreich. Er ist Diplomsozialarbeiter, engagiert in den Bereichen Jugendarbeit, Kultur und Drogenberatung und Gründer und Vorsitzender etlicher Initiativen und Einrichtungen, wie etwa des autonomen Jugend-
zentrums Konkret in Hohenems, der IG Kultur Österreich und Vorarlberg und des Kulturvereins Transmitter. Seit 20 Jahren ist er Stadtrat in Hohenems, aktuell u.a. für die Bereiche Soziales, gemeinnütziges Wohnungswesen, Pflegemanagement und Gemeinwesenarbeit, und daher erfahren und enorm couragiert in der freien Kultur- und Jugendarbeit. Bernhard würde im Zuge des Generationenwechsels die ursprünglichen Vereinsziele mit dem Neuen verbinden und als Kassier seine seine Funktion fortführen.“
Bernhard sagt:
„Wir bewegen uns in schwierigen Zeiten. Kriegsgräuel und Populismus dominieren die weltweite Politik. Dies sind auch Herausforderungen für die Aktivitäten der Kulturinitiativen und Kulturzentren vor Ort mit ihren gegenhegemonialen Positionen im Sinne von Teilhabe und Solidarität. Eine assoziative Kultur-politik ist nicht in Sicht. Hier liegt für mich die Existenz der IG Kultur begründet, die zukünftig verstärkt einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs in Sachen Kulturpolitik provozieren muss. Logischerweise ist es notwendig, den sukzessiven finanziellen Kürzungen mit aller Kraft entgegenzutreten. Gerne werde ich mich weiterhin für unsere gute Sache engagieren! Freue mich auf eine gute weitere Zusammenarbeit!“
Niklas Koch, Spielboden Dornbirn – Schriftführer
Wir sagen:
„Niklas hat an der FH Vorarlberg studiert und ist mit Expertise in Grafik, Fotografie, Marketing und Film seit vielen Jahren Teil des Teams am Spielboden. Er stieg in den Vorstand der IG Kultur Vorarlberg ein, als es einen kulturpolitischen Ruck im Land gab: Anlässlich des Manifests für Kultur um 6 - einer Medienkampagne und Festivität zum Erhalt der Kulturredaktion und -berichterstattung des ORF Vorarlberg. Der erste Schritt in Richtung Generationenwechsel bei der IG Kultur Vorarlberg erfolgte über die Wahl von Niklas zum Vorsitzenden - eine Funktion, die er über die Pandemiejahre verlässlich und zuversichtlich ausübte und im Schulterschluss mit den Kolleg:innen für Stabilität als Beraterin und kulturpolitische Ausfechterin sorgte. Niklas gibt nun den Vorsitz ab und würde die schriftführende Funktion übernehmen.“
Niklas sagt:
„Kunst und Kultur ist für mich das Bindeglied für eine offene, tolerante und bunte Gesellschaft, in der ich mit meinen Mitmenschen leben möchte. Die IG Kultur Vorarlberg schlägt dabei die Brücke der Kunst und Kultur zur Politik, damit jene auch wachsen und gedeihen kann – und ist daher als Instanz wichtiger denn je. Es ist für mich also selbstverständlich, dass ich die IG Kultur Vorarlberg weiterhin mit Rat und Tat unterstützen werde und freue mich auf eine neue Funktion im Vorstand, neue Vorstandsmitglieder, frischen Wind und Ideen und die weiteren Entwicklungen & Erfolge dieser Interessensgemeinschaft.“
Claudia Christa, Pforte Feldkirch – Beirätin
Wir sagen:
„Die Pforte präsentiert klassische Konzerte, meist in Kooperation mit anderen Kultureinrichtungen, und bewahrt mit ihren Werken und Formaten Komponistinnen und Komponisten vor der Vergessenheit. Verantwortlich dafür zeichnen Claudia und Klaus Christa, sehr eingehend auch sprachlich, denn ihre Texte vermitteln poetisch das Vermögen von Musik in Zusammenarbeit. Insbesondere auch mit jungen Menschen, und das auf klare und verständliche Weise. Das erfuhren wir in den Pandemiejahren auch unterstützend im Rahmen des Austauschs mit politischen Vertreter:innen auf Bundesebene. Claudia hat sich für die Pforte für eine Vorstandstätigkeit als Beirätin ausgesprochen.
Claudia sagt:
„Kunst und Kultur sind das Nervensystem einer Gesellschaft und mit meiner Kandidatur möchte ich meine Stimme erheben, damit das kulturelle Leben weiterhin in aller Vielfalt pulsiert. Ein Flötenstudium an der Hochschule der Künste Zürich ist sicher ein nützliches Rüstzeug für die Herausforderungen im Musikmanagement. Eine Familie mit fünf Töchtern zu versorgen, gehört zu den vielleicht komplexesten Aufgaben: Multitasking und eine nicht endende Reihe an organisatorischen und menschlichen Herausforderungen gehören ganz selbstverständlich dazu. Wenn dieses Engagement noch durch eine rege Tätigkeit als Kammermusikerin, einer Ausbildung zur Kulturmanagerin durch die intensive Beschäftigung mit Kunst ergänzt wird, dann treffen komplexe organisatorische Fragestellungen auf leidenschaftliches Interesse für Kunst und Musik.
Die Pforte zu managen, das heißt, dass das Herz immer wichtiger ist als die Struktur und das Menschliche wichtiger als das Organisatorische. Und doch sehnen wir uns nach möglichst reibungslosen Abläufen. Diese Quadratur des Kreises ist zumindest ein Versuch wert!“
Lisa Weiß & Jessica Ölz, Kulturwerkstatt Kammgarn – Beirätinnen.
Wir sagen:
„Lisa und Jessica von der Kulturwerkstatt Kammgarn Hard schätzen wir mit ihrer jeweils umfangreichen Erfahrung in Theater, Musik, Festivals und Vereinsleben und Engagement in verschiedenen Kultur-initiativen. Für die Kammgarn machen sie mit Aktionen im öffentlichen Raum von sich reden und ließen Im März mit dem Format "Frau macht März" aufhorchen, bei dem einen Monat lang nur Frauen auf der Bühne zu erleben waren. Der Kammgarn gelang ein erfolgreicher Generationenwechsel in Vorstand und Betrieb mit offenen Zugängen zu Programm und Festival für möglichst alle Menschen. Auch in den Pandemiejahren waren Vorstand und Team mitagierende und solidarische Kolleg:innen, mit denen kreative Zusammenarbeit große Freude bereitet. Lisa und Jessica würden sich die Beirätinnen-Funktion aufteilen und entsprechend ihrer Expertisen ergänzen.“
Lisa sagt:
„Kultur schafft nicht nur Räume der Begegnung, sondern auch des Innehaltens, des Fragens und des gemeinsamen Weiterdenkens. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen und die Bedeutung von Kunst und Kultur immer wieder infrage gestellt wird, braucht es starke, verlässliche Strukturen, die kulturpolitische Anliegen vertreten und Akteur:innen vernetzen.
Die IG Kultur Vorarlberg leistet hier seit Jahren eine unverzichtbare Arbeit – und ich freue mich, als Beirätin künftig mitgestalten zu dürfen. Es ist mir ein Anliegen, Perspektiven zu bündeln, kritisch zu reflektieren und gemeinsam daran zu arbeiten, die Rahmenbedingungen für freie Kulturarbeit nachhaltig zu stärken.“
Jessica sagt:
„Kultur ist für mich ein grundlegender Bestandteil unseres Lebens. Sie begegnet uns im Alltäglichen ebenso wie in der Kunst, im Theater, in der Musik und im gesellschaftlichen Miteinander. Kultur schafft Räume für Begegnung, Reflexion und Veränderung. Ich bin überzeugt, dass sich Kulturarbeit stetig weiterentwickeln muss. Sie sollte Impulse aufnehmen und mit der Zeit gehen, denn Stillstand ist keine Option – nicht für die Gesellschaft und auch nicht für den Kulturbereich.
Als Beirätin möchte ich meine Erfahrungen aus der Praxis einbringen, aktiv mitgestalten und dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt in Vorarlberg lebendig und zukunftsorientiert zu halten.“
Yener Polat, Theaterverein motif – Beirat
Wir sagen:
„Seit vielen Jahren steht Yener als Leiter von motif unserem Verein als Beirat zur Seite und erinnert uns sowie eine große Öffentlichkeit unentwegt daran, wie wichtig der Einbezug und die Teilhabe vieler Kulturen für unsere Gesellschaft ist. Als Pädagoge, Theatermacher, Netzwerker und Unterstützer verbindet Yener Polat gemeinsam mit seinem motif-Team Künstler:innen, Kulturarbeiter:innen, Orte und Sprachen und schafft unter Einbindung professioneller Autor:innen und Künstler:innen auch einen Blick auf dunkle Flecken, die die Geschichte aber auch die Gegenwart mit sich bringen. Diese Rolle will Yener auch weiterhin als Beirat im Vorstand einnehmen.“
Yener sagt:
„Mein Ziel ist es, die künstlerischen und kulturellen Aktivitäten von Migrant:innen- Gruppen im Vorarlberg zu unterstützen und deren Kulturen sichtbar zu machen. Es ist sehr wichtig, dass kulturelle Institutionen dem Raum geben, denn dadurch können wir die soziale Interaktion fördern und die Menschen ermutigen, an Veranstaltungen teilzunehmen. Dies wird einen großen Beitrag zu einer friedlicheren und besser integrierten Gesellschaft leisten.“
Fotonachweise:
Leon Boch: ©Tatjana Schnalzger
Gabi Hampson: ©Lukas Hämmerle
Bernhard Amann: ©Stephanie Momo Beck
Niklas Koch: ©Fräulein König
Claudia Christa: ©Pforte
Lisa Weiss: ©MediaArt
Jessica Ölz: ©MediArt
Yener Polat: ©Stephanie Momo Beck