Politik

Vor nunmehr gut zwei Jahren bemühte sich Andrea Ellmeier von der IG Externe LektorInnen und freie WissenschaftlerInnen im Rahmen eines unter dem Titel Prekäre Arbeitsverhältnisse für alle? publizierten Artikels (Kulturrisse 01/03) darum, "einen Startballon für stärkere Allianzen zwischen den Prekarisierten steigen zu lassen". Motiviert war ihr Ansinnen damals vor allem von der fehlenden öffentlichen Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber der fortschreitenden Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse von KulturarbeiterInnen, aber auch vom Übergreifen dieses Prozesses auf immer weitere Felder der Gesellschaft.
Wie dürfen wir ein Abdriften in eine "Welt der Geister" im Zusammenhang mit Kunst- und Kulturproduktionen von MigrantInnen verstehen? Und warum treten der Balkan und Afrika in Form von Musik produzierenden Geistern in Erscheinung?
Sicherheit ist mittlerweile zu einem zentralen ökonomischen, gesellschaftlichen und politischem Thema geworden, das tief in die Sphäre von Kunst und Kultur hineinreicht und zunehmend auch im Brennpunkt des Interesses von Studien zu Internationalen Beziehungen und militärischen Strategiedokumenten steht.
Einst war alles so revolutionär ... natürlich in abgeschwächter, österreichischer Form: Die Generation der in den Fifties geborenen, zum großen Teil von aktiven Nazimitläufern aufgezogenen Steirern hatte eine autonome Initiativenszene aufgebaut, die einiges an Kulturrelevantem umsetzen konnte. Doch was erst die Fahne der Revolution schwenkt, entwickelt sich meist zu neuem Establishment.
Im Herbst 2005 startet in Wien das erste ganz andere Fernsehen Österreichs. Interessierte aus allen kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen werden die Berichterstattung über ihre eigenen Themen selbst in die Hand nehmen. Was von Deutschland über die Niederlande und von den USA bis Australien seit teilweise mehr als zwei Jahrzehnten Teil des medialen Alltags ist, wird endlich auch in Österreich möglich.
So schuldet heute jedes neugeborene serbische Kind schon am ersten Tag seines Lebens 2000 Dollar, die es voraussichtlich sein ganzes Leben zurückzahlen wird. Wem? Na klar. Uns tüchtigen Österreichern!
Seit 2000 steht ein Glaskubus unter der Brücke der U-Bahnstation Josefstädterstraße am Wiener Gürtel. Rund 80.000 Menschen in Autos fahren, rund 5000 gehen täglich am Glaskubus vorbei, gehen mit Hunden äußerln, mit Kindern oder Kinderwägen spazieren, zur U-Bahn, zur Müllsammelstelle oder abends in die nahe gelegenen Gürtel-Lokale.
An Kritik und Diskussionen zur Kunst im öffentlichen Raum haben wir uns gewöhnt. Ganz gleich, ob es sich um die Muhr-Brunnen von Altbürgermeister Zilk handelt, um das lustige Geplänkel in Salzburg zur temporär aufgestellten "Penis-Skulptur" der Künstlergruppe Gelatin oder um die härteren Auseinandersetzungen bei Schlingensiefs Ausländer-raus-Container im Sommer 2000 in Wien.
Gibt man das Stichwort "Kunst im öffentlichen Raum" in die Google-Suchmaschine ein, befindet sich Hamburg noch immer an erster Stelle der aufgerufenen Einträge. Weil Hamburg neben Bremen als einzige Stadt ein eigenes Budget nur für diese Kunstsparte eingerichtet hat, genießt es nach wie vor eine Vorreiterstellung im deutschsprachigen Raum.
Im Titel dieser Kulturrisse-Ausgabe findet sich die Kategorie der Kunst eigentümlich eingeklemmt zwischen zwei einander ausschließende Kategorien: Public und Policy. Also Öffentlichkeit auf der einen Seite und etwas auf der anderen, das nur schwer aus dem Englischen zu übersetzen ist, aber im Kern mit dem Ausdruck Politikfeldadministration am besten getroffen wäre. Kunst- bzw. Kulturinstitutionen wären damit eingeklemmt zwischen zwei unterschiedlichen und miteinander konkurrierenden Politikvorstellungen.
Der bereits im Dezember 2003 ins Leben gerufene Fonds für Kunst im öffentlichen Raum hat sich eher als mythenumwobenes Gebilde herausgestellt, dem vor allem eines fehlt: Öffentlichkeit.
Preisverleihung im Rahmen der Landeskulturkonferenz 2004