IG Kultur Magazin: 1.25 Generationenwechsel – Übergabe Kultur

Sujetbild zum Qualifizierungsprojekt Kulturmanagement © studio BRETT FORM KOPF Nachhaltige Kulturarbeit braucht Nachwuchs – doch der Generationenwechsel in Kulturvereinen gestaltet sich oft schwierig. Fehlende finanzielle Mittel, mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten und unklare Übergabestrukturen stellen große Hürden dar. Ein neues Ausbildungs- und Beschäftigungsprojekt der IG Kultur Steiermark setzt genau hier an: Es bietet jungen Kulturarbeiter*innen eine praxisnahe Qualifizierung und unterstützt Kulturvereine dabei, sich für die Zukunft zu rüsten.
Wordcloud - Erwartungen von Schüler*innen an die Arbeit im Kulturbereich Anlässlich der Schwerpunktausgabe des IG Magazin zum Thema "Generationenwechsel – Übergabe Kultur" haben wir die Schüler*innen des 5. Jahrgangs für Kultur- und Kongressmanagement der HLW Schrödinger in Graz eingeladen, uns ihre Erwartungen an das Arbeiten im kulturellen Feld aufzuzeigen und zu erläutern, warum ihnen genau diese Punkte besonders wichtig sind.
Love it, leave it or change it (c) Linda Meier Karin Scaria-Braunstein hinterfragt den oft unklaren Begriff der „Generation“ und untersucht, welche Rolle er für Kunst und Kultur – insbesondere in der Freien Szene – spielt. Zwischen prekären Arbeitsverhältnissen, historischen Vorbildern und der Suche nach Solidarität stellt sich die Frage: Welche Zukunft, welche Generationsprophezeiungen gibt es für freie Kunst- und Kulturarbeit in einem sich wandelnden gesellschaftlichen Umfeld?
Zitat Johannes Rausch "Ein Vorstandsmitglied muss wirklich überzeugt sein dass er oder sie gewillt ist, am Erhalt einer liberalen, demokratischen Gesellschaft über das Medium Kultur mitzuwirken." Anlässlich des Magazinschwerpunkt zum Generationenwechsel in der Kulturarbeit hat Margret Broger Johannes Rausch, ein Urgestein der Kulturszene in Vorarlberg und Vizeobmann des Vereins LUAGA und LOSNA, gebeten, seine persönlichen Gedanken zum Problem einer Übergabe bzw. des Findens von Nachfolger*innen für einen Beitrag niederzuschreiben.
Collage - Außenansicht © Linda Meier / Veranstaltungsimpression © Fabio Rocchio "Früher war alles besser. Früher war mehr Lametta." Linda Meier über ihre Erfahrungen der Übernahme der Geschäftsführung des soziokulturellen Zentrums Stumpfblume in Hameln, die Suche nach der kulturellen DNA einer Einrichtung, notwendige Change-Management-Prozesse, Höhen und Tiefen sowie Erkenntnisse für eine gelingende Transformation.
(c) KiöR_Steiermark Der Kulturbereich muss seinen Stellenwert als Ort kultureller Jugendbildung neu und zeitgemäß entwickeln. Selbstverwaltete „autonome“ Jugend- und Kulturzentren gehören eher der Vergangenheit an, die Jugendzentrumsbewegung der 70er-Jahre ist vorbei, Professionalisierung und Institutionalisierung sind an ihre Stelle getreten. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig den Verlust von kreativen Orte, Experimentier- und Gestaltungsmöglichkeiten bedeuten. Florian Arlt über die notwendige Neuorientierung, die Schaffung von demokratischen und kreativen Milieus für Jugendliche und Kooperationen im Jugend- und Kulturbereich.
Collage - verlassenes Kulturgebäude, Graffiti "nicht aller Tage Abend" © Bettina Mair Die Frage der Nachfolge für einen Kulturverein stellt kein einfaches Unterfangen dar – insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Anforderungen an Kulturarbeit, die strukturellen Gegebenheiten und Denkweisen grundlegend gewandelt haben. Auf Basis vieler Gespräche mit Personen aus Kulturinitiativen, die sich in einem Übergabeprozess befinden oder einen solchen bereits durchlaufen haben, analysiert Bettina Mair, welche zentralen Fragen sich die beteiligten Akteur*innen stellen sollten bzw. mit welchen Herausforderungen und Konfliktlinien sie sich im Zuge der Vereinsübergabe besonders häufig konfrontiert sehen und welche Bewältigungsstrategien hilfreich sein können.
Symbolbild - Zukunft: Glaskugel und Schlüssel © Michael Dziedzic via Unsplash Die Zukunft ist ungewiss, aber eins steht fest: Die Welt gibt es nicht mehr, aus der heraus wir – die jetzt abtretende Generation der Kultur(be)treibenden – einst die Kulturzentren und -häuser gegründet haben. Der anstehende Generationswechsel stellt deshalb nicht nur die Frage nach geeigneten Übergängen, sondern auch danach, in welche Welt hinein die Zentren in den nächsten Jahren entwickelt werden müssen. Wie sieht die Welt in 25 Jahren aus und wie kann Soziokultur in dieser Zukunft verortet werden?
Workshop "Modulare Synthesizer" in Kooperation von Inseminoid und Freirad © Barbara Alt Viele Kulturinitiativen beklagen, dass der Nachwuchs im Verein fehlen und junge Menschen sich nicht mehr ehrenamtlich engagieren würden wollen. Insbesondere wenn ein Leistungswechsel ansteht, wird die Übergabe an die nächste Generation vielfach als schwierig erlebt. Helene Schnitzer im Gespräch mit Lukas Trentini, Organisationsentwickler und Experte in der Kinder- und Jugendarbeit, über geänderte Erwartungshaltungen, Chancen der Partizipation und Faktoren für eine gelingenden Übergabe.
© Igor Ripak Monika Pink hat vor dem Hintergrund des Generationenwechsels und der damit einhergehenden Frage nach der Zukunftsfähigkeit von Kunst- und Kulturinitiativen mit Anne Wiederhold-Daryanavard über die Notwendigkeit von Diversität gesprochen. Häufig stellt sich im Zuge eines Generationenwechsels die Frage, wie es einerseits gelingen kann, Menschen zu finden bzw. einzubinden, die den Verein fortführen könnten, und andererseits wie es gelingt, auch neues, junges Publikum anzusprechen.
Medienwerkstatt Wien.  Ferdinand Stahl, Gerda Lampalzer, Gustav Deutsch, Andi Stern, Manfred Neuwirth (c) Archiv Medienwerkstatt Wien / ca.1980 Auch die Medienwerkstatt Wien steht vor der Herausforderung, die kulturelle DNA ihrer gewachsenen Strukturen an eine jüngere Generation weiterzugegeben. Das Publikum und die Aussteller*innen werden zwar immer jünger, das Interesse an einer strukturellen Mitarbeit ist aber nur bei wenigen vorhanden und scheiterte bisher an Zeit- und Geldmangel. Gleichzeitig bietet die technologischen Transformation die Chance, eine Brücke für eine zukunftsfähige Generationenwechsel zu schaffen.
Fotogalerie Wien © Noemi Abraham In der Fotogalerie Wien, die seit über vierzig Jahren ein zentraler Ort für künstlerische Fotografie in Österreich ist, hat 2024 der berüchtigte Generationenwechsel stattgefunden. Susanne Gamauf, die langjährige Leiterin, hat das Kollektiv verlassen und damit eine Ära beendet. Für uns ist das eine inspirierende Übergabe und gleichzeitig eine Herausforderung. Der Wandel zeigt sich nicht nur in den Strukturen des basisdemokratischen kuratorischen Kollektivs, auch die die Rahmenbedingungen unserer Arbeit und unser Publikum sind einem Wandel unterworfen.