kulturrisse 01/05

Als im Jahr 2002 in Oaxaca im Südwesten Mexikos eine McDonald’s-Filiale eröffnet werden sollte, gab es Proteste über die Staatsgrenzen hinaus. Die Eröffnung der Fastfood-Filiale im von kolonialer Architektur geprägten Zentrum der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates konnte verhindert werden. Aus Kreisen des Instituts für Grafische Künste (IAGO) kursierte damals ein Mobilisierungsplakat, das auf einer Fotomontage den charakteristischen gelben Doppelbogen des Fastfoodkonzerns auf den Ruinen von Monte Albán zeigte. Unter dem Bild stand zu lesen: "Die nächsten Filialen". Die Satire wird – wie so oft – von der Realität überholt.
Seit 2000 steht ein Glaskubus unter der Brücke der U-Bahnstation Josefstädterstraße am Wiener Gürtel. Rund 80.000 Menschen in Autos fahren, rund 5000 gehen täglich am Glaskubus vorbei, gehen mit Hunden äußerln, mit Kindern oder Kinderwägen spazieren, zur U-Bahn, zur Müllsammelstelle oder abends in die nahe gelegenen Gürtel-Lokale.
An Kritik und Diskussionen zur Kunst im öffentlichen Raum haben wir uns gewöhnt. Ganz gleich, ob es sich um die Muhr-Brunnen von Altbürgermeister Zilk handelt, um das lustige Geplänkel in Salzburg zur temporär aufgestellten "Penis-Skulptur" der Künstlergruppe Gelatin oder um die härteren Auseinandersetzungen bei Schlingensiefs Ausländer-raus-Container im Sommer 2000 in Wien.
Gibt man das Stichwort "Kunst im öffentlichen Raum" in die Google-Suchmaschine ein, befindet sich Hamburg noch immer an erster Stelle der aufgerufenen Einträge. Weil Hamburg neben Bremen als einzige Stadt ein eigenes Budget nur für diese Kunstsparte eingerichtet hat, genießt es nach wie vor eine Vorreiterstellung im deutschsprachigen Raum.
Im Titel dieser Kulturrisse-Ausgabe findet sich die Kategorie der Kunst eigentümlich eingeklemmt zwischen zwei einander ausschließende Kategorien: Public und Policy. Also Öffentlichkeit auf der einen Seite und etwas auf der anderen, das nur schwer aus dem Englischen zu übersetzen ist, aber im Kern mit dem Ausdruck Politikfeldadministration am besten getroffen wäre. Kunst- bzw. Kulturinstitutionen wären damit eingeklemmt zwischen zwei unterschiedlichen und miteinander konkurrierenden Politikvorstellungen.
Der bereits im Dezember 2003 ins Leben gerufene Fonds für Kunst im öffentlichen Raum hat sich eher als mythenumwobenes Gebilde herausgestellt, dem vor allem eines fehlt: Öffentlichkeit.
Denn wo Lubitschs Hauptdarsteller tatsächlich ein als Nazicharge verkleideter Widerständler ist, der durch geschickt gewählte Verkleidung gegen die Besatzung kämpft, stolpert hier zu Beginn der Wahlkampfsaison nur ein als Nazisoldat verkleideter Prinz mit Hakenkreuzarmbinde durchs Bild. Wo ist die Pointe, wird man sich fragen – tja leider, die fehlt.