Politik

Von 12. April bis 12. August 2012 findet im Wien Museum Karlsplatz die Ausstellung Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern statt.
Kunst- und Kulturförderung haben einen bestimmten Zweck: Kreativen die Möglichkeit zu verschaffen, nicht marktgängige Projekte zu ermöglichen, Experimente zuzulassen und dabei das finanzielle Risiko auf die Gesellschaft zu übertragen, in der diese Kunst- und Kulturproduktion erwünscht und nachgefragt wird. Es geht also um die Übernahme jener Kosten, die nicht durch Erlöse (zum Beispiel durch Kartenverkauf) gedeckt werden können. Doch was sind diese Kosten?
Um es kurz zu sagen: Während die einen (in der zweiten Reihe) seit Jahren auf die diskursive Entwicklung alternativer Ansätze und auf internationale Perspektiven setzen, haben die anderen angefangen, das politische Potenzial der Verknüpfung von Eigentumslogik und künstlerischer Repräsentation abzuschöpfen.
Ungenutzte Geschäftslokale, verlassene Gebäude und brachliegende Flächen beflügeln die Fantasie: Was da alles passieren könnte! Zahlreiche Initiativen suchen nach Räumen, um Projekte realisieren zu können. Bis jetzt gibt es sehr wenige Beispiele, in deren Rahmen diese Nachfrage mit dem vermeintlichen Angebot vermittelt werden konnte.
Dass das kulturelle Erbe und bestimmte Festivals tourismusrelevant sind, ist nichts Neues. Dass ein Teil der staatlichen Kulturförderung daher seit Langem Wirtschaftsförderung ist, hat schon Generationen von Kulturschaffenden und ihre Interessenvertreter/innen auf die Palme (sic!) gebracht.
Im Filmsektor bestehen Anstellungen nur kurzfristig, die frei vereinbarten oder von den Förderstellen festgelegten Honorare reichen zur materiellen Absicherung der Existenz oft nicht aus. Wer als Kameramann oder Cutterin laufend Arbeit hat, kann davon ganz passabel leben. Lange Durststrecken zwischen den Engagements sind aber die Regel.
Im_flieger wird durch eine Jahressubvention (MA7/Freien Gruppen und bmukk/Abt.IV/4) finanziert, mit der bis jetzt – weil im WUK verankert – keine Kosten für Raummiete, für den jährlichen Betrieb, für Proberäume und für Öffentlichkeitsarbeit aufgewendet werden mussten. Diese Situation hat sich nun radikal verändert.
Die Einkommenssituation ist deprimierend schlecht und schließt an den Befund aus der groß angelegten Studie zur sozialen Lange von Künstler_innen aus dem Jahr 2008 an: Alle Befragten geben ein Jahreseinkommen bis ca. 10.000 Euro an, nur wenige können diese Summe vollständig über ihre künstlerischen Tätigkeit verdienen.
In der Bildenden Kunst, in der sich eine Mehrheit der Künstler_innen in Österreich verortet (genaue Zahlen gibt es nicht), arbeiten 95 Prozent ausschließlich als „Neue Selbstständige“. Die Durchschnittseinkommen lagen laut der Studie hier und bei den Literat_innen im Vergleich mit anderen künstlerischen Berufsgruppen besonders niedrig.
„Was werden Sie tun, um Mobilitätsbarrieren real abzubauen, anstatt ihrer Zementierung zuzustimmen?“, lautete eine der drei Fragen. Antworten hat die Ministerin bis heute nicht.
Im Frühjahr 2011 erinnerte ein vom Kulturrat Österreich initiierter offener Brief Unterrichtsministerin Claudia Schmied an die aus dem UNESCO-Übereinkommen zu kultureller Vielfalt resultierende Verpflichtung, den internationalen Kulturaustausch durch Erleichterung der Mobilität von KünstlerInnen und Kulturschaffenden zu fördern.
Ende November 2011 lud der Kulturrat Österreich anlässlich von zehn Jahren Künstlersozialversicherungsfonds-Gesetz (KSVFG) zu einer Tagung in Wien. In diesem Rahmen kritisiert wurde unter anderem einmal mehr die im KSVFG festgeschriebene Einkommensuntergrenze als Zuschussvoraussetzung.